Gründen

[500] Gründen. (Kupferstecher Kunst)

Eine polirte Kupferplatte mit einem Firnis, der hier Grund heißt, überziehen, und sie dadurch zum Aetzen tüchtig machen. Die Vollkommenheit des Aetzens hängt zum Theil von der guten Beschaffenheit des Grundes ab. Dieser muß so seyn, daß von dem Reißen mit der Nadel nichts ausspringe, damit der Künstler die Stärke und Freyheit der Striche völlig in seiner Gewalt habe, und daß das Aetzwasser nirgend anders, als in die mit der Nadel gerissene Striche eindringen könne. Dieses hängt von der Güte des Grundes oder Firnisses ab, dessen Beschaffenheit an seinem Orte beschrieben worden. Der harte Firnis wird auf folgende Art auf die Platte getragen. Vor allen Dingen muß die Platte auf der guten Seite auf das sorgfältigste von allem Fette und andrer Unreinigkeit wol gereiniget seyn. Alsdenn wird sie auf ein gelindes Kohlfeuer gelegt, und warm gemacht. Wann sie durchaus wol warm ist, so tunkt man eine Feder oder etwas dergleichen in den Firnis und trägt an verschiedene Stellen der Platte selbigen auf, bis man ohngefehr urtheilt, es sey genug, um die Platte ganz dünne damit zu überziehen. Alsdenn theilt man entweder mit dem Ballen der Hand, oder mit einem Ball von Taffet, darin Baumwolle eingebunden ist, den Firnis gleich aus, daß er überall zudeket, und wo möglich gleich dike sey; welches durch die Uebung muß gelernt werden.

Wenn die Platte mit Firnis überzogen ist, so wird der Firnis geschwärzt. Zu dem Ende hat man etliche Wachslichter, die an einander gesetzt werden, bey der Hand: wenn sie eine Weile gebrennt haben, daß sie gut dampfen, so läßt man den Dampf überall an den Firnis anschießen. Dabey muß man sich aber wol in Acht nehmen, daß die Flammen dem Firnis nicht zu nahe kommen, und ihn verbrennen.

Endlich wird der Firnis, wenn er nun schwarz genug ist, auf folgende Weise hart gebrennt. Man[500] nimmt eine Kohlpfanne, die etwas grösser, als die Platte seyn muß, und macht ein so viel möglich durchaus gleich glüendes Kohlfeuer darin an. Hernach zieht man die meisten Kohlen gegen den Rand der Kohlpfanne zusammen. Ueber diesem Kohlfeuer wird die Platte, die unrechte Seite gegen das Feuer gekehrt, in einiger Höhe über den Kohlen gesetzt und so lange darüber gelassen, bis der Firnis etwas hart gebrennt ist. Man erkennt an dem Rauchen desselben, daß er bald gut ist. Weil er aber auch zu stark kann gebrennt werden, in welchem Fall er bey der Arbeit abspringen würde, so muß man hiebey vorsichtig seyn. Man kann an einem Ende der Platte mit ein Stükgen Holz ihn probiren. So lange er noch am Holz anklebt, ist er noch nicht hart genung; so bald er aber nicht mehr anklebt, muß man die Platte vom Feuer abnehmen.

Der weiche Firniß ist etwas leichter aufzutragen. Wenn die Tafel warm ist, so reibet man den Firniß, der in dem Taffet, worin er eingewikelt ist, bleiben kann, auf derselben herum. Die Wärme macht, daß er durch den Taffet schwitzt und an der Platte klebet. Nur gehört allerdings Uebung und Genauigkeit dazu, ihn überall gleich dik, und nirgend zu viel aufzutragen. Man kann ihn eben so, wie den harten, mit Ballen von Taffet austheilen und gleich machen. Wenn man glaubt, daß er ziemlich gleich aufgetragen sey, so setzt man die Platte noch einmal auf die Kohlen, läßt sie gelinde warm werden, bis der Firnis so weich worden, daß er von selbst eine glatte Fläche bekömmt. Hernach wird er eben so, wie vorhergesagt worden ist, geschwärzt.

Auf diese Art werden also die Kupferplatten gegründet, und nun kann die Zeichnung darauf getragen werden. S. Abzeichnen.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 500-501.
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