Intermezzo

[562] Intermezzo. (Schauspiel)

Gegenwärtig giebt man diesen Namen italiänischen comischen, oder vielmehr poßirlichen, Opern, wo nur zwey oder drey Personen vorkommen; weil dergleichen Stüke ehemals in Italien zwischen den Akten oder Aufzügen der großen Oper, zum lustigen Zeitvertreib, vorgestellt worden. Da dieses ganze Schauspiel blos zum Lachen gemacht ist, so haben so wol die Dichter, als die Tonsetzer und Sänger völlig freye Hand, alles so poßirlich zumachen, als sie wollen. Weil aber vorausgesetzt wird, daß die Zuschauer, die man durch das Intermezzo belustigen will, Personen von Geschmak und von feiner Lebensart sind, so muß man sich nicht einbilden, daß alle Possen für dieses kleine Schauspiel gut genug seyen. Das Wahre und feine Lächerliche ist schweerer zu treffen, als irgend eine andre ästhetische Eigenschaft.1 Daher sind auch die meisten Intermezzo, die man zu sehen bekommt, höchst elend.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 1. Leipzig 1771, S. 562.
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