Oelfarben

[841] Oelfarben. (Mahlerey)

Farben zum Mahlen, die mit Oel vermischt, und dadurch zum Auftragen mit dem Pensel tüchtig gemacht werden. In den ältern Zeiten wurden die Farben zur Mahlerey mit Wasser angemacht; die Oelfarben sind im Anfang des XV Jahrhunderts von van Eyk erfunden, und izt zu allen großen Gemählden auf Leinwand oder Holz, beständig im Gebrauch.

Diese Farben haben vor den Wasserfarben beträchtliche Vortheile, sowol zur Bearbeitung des Gemähldes, als zu seiner Würkung. Wenn die Oelfarbe einmal angetruknet ist, so lößt sie sich nicht leicht wieder auf, daher kann eine Stelle, so ofte der Mahler will, übermahlt werden. Durch öfters übermahlen aber kann die beste Harmonie und die höchste Würkung der Farbe leichter erhalten werden, als wenn man die Farben einmal muß stehen lassen, wie sie zuerst aufgetragen worden sind. Auch können Oelfarben über einander gesezt werden, daß die untere durchscheinet,1 ein wichtiger Vortheil den die Wasserfarben nicht haben. Endlich, da die Oelfarbe zähe ist, und nahe an einander gelegte Tinten nicht in einander fließen, so kann der Mahler sowol eine bessere Mischung, als eine bequämere Nebeneinandersezung der Farben in Oelfarben erreichen, als in Wasserfarben. Da sich im Troknen die Farbe nicht ändert, wie die Wasserfarben, so hat der Mahler den Vortheil, daß er immer seine Farbe währender Arbeit beurtheilen kann.

Die Würkung der Gemählde in Oelfarben hat einige Vorzüge vor allen andern Arten. Die Farben sind zwar etwas dunkler, aber glänzender, als in Wasserfarben; man erreicht in Oelfarben den Schmelz, womit die Natur viele Gegenstände bestreut, das sanfte duftige Wesen, wodurch sie ihren Landschaften den größten Reiz giebt; das Durchsichtige der Schatten, und das Ineinanderfließende der Farben.

Hingegen hat die Oelfarbe auch das Nachtheilige des Schimmers vom auffallenden Licht, welcher macht, daß man von gewissen Stellen das Gemählde nicht gut sehen kann. Die hellesten Stellen werden dunkler, als in der Natur, und alles geräth durch die Länge der Zeit in eine verderbliche Gährung, da das Oel gelb wird, und alle helle Tinten ansteket. Man meint, daß große Coloristen, durch eine gute Bearbeitung diesem vorbeugen können. Aber welches Oel wird nicht zulezt gelb? Endlich haben die Oelfarben auch diesen Nachtheil, daß der Staub sich fester an sie ansezet, und wenn er einmal auf der Farbe eingetruknet ist, ohne Hofnung der Reinigung darin bleibet. Wiewol man diesem zuvorkommen [841] kann, wenn das Gemähld mit Eyerweiß überzogen wird.

Man nimmt insgemein Nußöl oder Mahnöl, weil diese troknen, da viel andre gepreßte Oele niemal austroknen. Zu einigen Farben, die schweerer troknen, nimmt man in der Bearbeitung Firnis, der auch überhaupt dem Oele mehr oder weniger beygemischt wird. Die Farben, denen der Firnis am nothwendigsten ist, sind, Ultramarin, Lak, Schüttgelb, und das Schwarze.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 841-842.
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