Sparrenkopf

[1097] Sparrenkopf. (Baukunst)

Eine hervorstehende Zierrath unter der Kranzleiste der jonischen, corinthischen und römischen Gebälke.1 Man leitet ihren Ursprung nicht ohne Wahrscheinlichkeit von den hervorstehenden Dachsparren her. Ihre Form ist aus den Figuren zu sehen. Sie werden entweder ganz einfach gemacht, oder mit geschnizten Zierathen verschönert, nachdem die Zierlichkeit des Ganzen es zu erfodern scheinet. Die Sparrenköpfe kommen darin mit den Balkenköpfen und mit den Zähnen überein, daß sie immer mitten auf die Säulen oder Pfeiler treffen müssen. Dieses verursachet in Ansehung ihrer Größe und Austheilung manche Schwierigkeit.

Man thut wol, wenn man sie halb so breit macht, als die Zwischentiefen, und ihnen in Ansehung der Größe 5 Minuten Breite giebt, wie Goldmann rathet. Denn auf diese Art fallen bey allen Säulenweiten die Schwierigkeiten der Austheilung weg. Hingegen gehen die Maaße andrer Baumeister nur auf einige Säulenweiten. Des Vignola Eintheilung z.B. paßt nur auf die Säulenweiten von 4. 8. 12. 16. Model.

Die Sparrenköpfe werden doch in oben erwähnten Ordnungen nicht allemal angebracht: Man findet Gebälke wo die Kranzleiste gerade über dem Boorten oder Fries anschließt. Es scheinet, daß sie zuerst in der dorischen Ordnung gebraucht, und daher in andern nachgeahmet worden.

Es ist eine artige Beobachtung, die der französische Baumeister Le Roy an alten Gebäuden in Athen gemacht hat, daß die Sparrenköpfe sich von der waagerechten Lage gerade in dem Winkel abwerts neigen, den die Fläche des Dachs mit der waagerechten Linie macht. Daraus wird die Vermuthung, daß sie die untersten Ende der Dachsparren vorstellen, bestätiget.

1Man sehe die Figur im Artikel Kranz. Das lateinische Wort für diese Zierrath ist Mutulus; im Franz. heißt sie Modillon.
Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1097.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika