[1098] Spondeus. (Dichtkunst)
Ein Sylbenfuß von zwey langen Sylben, als Zukunft, Wahrheit. Weder die Alten noch die Neuern haben irgend ein Sylbenmaaß von lauter Spondeen zusammengesezt; der Fuß dienet also blos unter andern, um dem Vers Mannigfaltigkeit zu geben. [1098] Wenn einige Spondeen nach einander kommen, so geben sie dem Vers einen langsamen, feyerlichen Gang. Daher dieser Fuß besonders zum Hexameter, wo der Dichter etwas langsames und majestätisches auch so ausdruken will, sehr dienlich ist. Unsre Dichter, welche die griechischen Sylbenmaaße nachahmen, klagen darüber, daß die deutsche Sprache wenig recht gute Spondeen hat. Wir können deswegen die Majestät des Ganges im Hexameter nicht so oft in der Vollkommenheit erreichen, wie es die Alten konnten. Bisweilen brauchen unsre Dichter die Spondeen da, wo sie Trochäen nöthig hätten; aber wenn der Spondeus recht rein ist, so macht dieses doch etwas Anstoß.