Stukkatur

[1118] Stukkatur. (Baukunst)

Das Wort kommt vom italiänischen Stucco, welches eine Art Mörtel bedeutet, der aus Kalk und fein gestoßenen Marmor gemacht wird. Aus diesem Stuk, werden allerhand Zierrathen der Baukunst, als Laubwerk, Festone, Blumen und Früchte, Cartuschen u. d. gl. verfertiget, die man überhaupt Stukkaturarbeit nennt. In den Gebäuden werden vornehmlich die Gesimse und Dekken der Zimmer mit Stukkaturarbeiten verziehret; man kann sie aber auch an den Außenseiten anbringen, wenn sie nur dem Regen nicht allzusehr ausgesezt sind. Hier zu Lande wird blos aus dem gemeinen Kalkmörtel, wie die Maurer ihn brauchen, und gebranntem Gyps ein Stuk gemacht, der auch außen an den Gebäuden sehr dauerhaft ist. Es scheinet, daß Vitruvius von der Stukkaturarbeit unter dem Namen Coronarium opus spreche.

Der Stuk ist weich, wie Thon, und läßt sich also mit kleinen eisernen Spatheln bearbeiten. Wenn er frisch angemacht ist, wozu weiter nichts erfodert wird, als daß man unter frischen Maurermörtel etwa die Hälfte (auch mehr oder weniger) gebrannten frischen Gyps mischt, so ist er ganz weich, und wird allmählig auf die Stelle, wo man Zierrathen anbringen will, aufgetragen. Nach einer kurzen Frist wird er etwas steifer, so daß man ihn entweder in Formen drüken, oder auf andre Weise nach Belieben bilden kann: währender Arbeit aber wird er immer steifer, so daß man ihn zulezt mit verschiedenen eisernen Instrumenten beschneiden, und beschaben kann, um allerhand feine Zierrathen herauszubringen. Nach wenig Tagen ist er schon so hart, wie ein trokener Thon, und mit der Zeit nihmt er auch eine mittelmäßige Steinhärte an. Wird er fleißig und sorgfältig, auch zu einer Zeit gemacht, da er völlig hart werden kann, ehe Frost oder Regen darüber geht, so ist er auch von außen sehr dauerhaft, wie an vielen Häusern in Berlin zu sehen, wo dergleichen Arbeit zu Verziehrungen der Fenstereinfassungen sehr gewöhnlich ist.

Diese Arbeit ist deswegen schäzbar, weil sie in Vergleichung dessen, was ähnliche Zierrathen in harten Stein, oder auch nur in Holz geschnizt, kosten, sehr geringen Aufwand erfodert. Aber wenn sie auch so gemißbraucht wird, wie seit etlichen Jahren in Berlin geschieht, daß man die Außenseiten der Häuser ganz damit überladet, so wird sie dem Auge des Kenners sehr zum Ekel.

Quelle:
Sulzer: Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Band 2. Leipzig 1774, S. 1118.
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