Fetisch

[204] Fetisch, nicht, wie man fälschlich dieses, dem Portugiesischen entlehnte, Wort (Fetisso, ein Zauberblock, und Fetisseira, eine Hexe, Zauberin) zu deuten pflegt, eine angebetete Schlange, sondern überhaupt jeder, von den Heiden verehrte, als Gott betrachtete Gegenstand. Der Fetischismus ist die gröbste, roheste Art von Vielgötterei: er betet Berge, Affen, Steine, Pflanzen, Schlangen, Crocodile, Pfeile, kurz Alles, was die Natur oder der Mensch geschaffen hat, nach zufälligem Gutdünken an; dem Bewohner des Niger ist das Flusspferd ein F., wie dem Asshante sein Bogen, mit welchem er sich Beute erjagt; dem Aegypter war das furchtbare Crocodil und der wohlthätige Ichneumon, die giftige Schlange und der ihre Brut vertilgende Ibis, der Stier Apis und der Bock Mendes ein F., welcher Tempel und Altardienst hatte. Die Negerrassen von Africa und Australien pflegt man des allerrohesten Fetischismus zu zeihen, obschon er nicht eben roher ist, als der vieler amerikanischen, europäischen und asiatischen wilden Völkerschaften.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 204.
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