Osiris

Fig. 252: Osiris
Fig. 252: Osiris
Fig. 253: Osiris
Fig. 253: Osiris

[363] Osiris, (Aegypt. M.). Alles Wesentliche über diesen obersten und am Allgemeinsten verehrten Gott Aegyptens ist schon unter Isis gesagt. O. ist die der Erde einverleibte Zeugungskraft der Sonne. Alles Befruchtende ist ein Ausfluss seiner Macht, daher ist er Sonnen- und Nil-Gott zugleich, und als solcher auch Begründer des Ackerbaues, des Staates und aller guten Einrichtungen. Dass er aber ursprünglich Natur - Gott war, stellte sich für immer darin dar, dass sein Mythus sich an den Lauf der Sonne und den Verlauf ihrer Einwirkung auf die Natur des Nilthals anschliesst. O. stirbt, wird aber ewig wieder geboren und wieder gefunden.[363] Sein ganzer Cultus dreht sich um diesen Untergang und Wiederaufgang der zeugenden Naturkraft, wodurch er die grösste Aehnlichkeit mit dem syrisch-phönicischen Adonis-Dienste hat. Die in religiöser Hinsicht wichtigste Seite des O.-Dienstes ist die Vorstellung von seiner Herrschaft in der Unterwelt. Er ist Herr des Todtenreiches, wo alles Böse überwunden ist; dort richtet er nach Recht und Gerechtigkeit die unsterblichen Seelen. In dieser Anschauung kam der ägyptische Geist erst zu sich selbst, und feierte so im Tode seine Versöhnung mit dem Leben. Auge und Scepter sind Symbole des O. Apis ist das Bild seiner Seele und stellt ihn als lebend vor. Das Auge deutet auf die Sonne, der Scepter auf Herrschaft, und die schwarze Farbe seines Stieres auf die Erde und Unterwelt, die ihn zu sich hinabzieht. Abbildungen des O. s. nebenstehend.

Quelle:
Vollmer, Wilhelm: Wörterbuch der Mythologie. Stuttgart 1874, S. 363-364.
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