1 Venedey, Die Deutschen und Franzosen nach dem Geiste ihrer Sprachen und Sprichwörter (Heidelberg 1842).
2 Herr Haug, dem, wie ich an einem andern Orte bemerkt, das Sprichwörter-Lexikon reiche Beiträge verdankt, spricht sich in einem an mich gerichteten Briefe (November 1863) über die Schwierigkeiten, Sprichwörter zu ordnen, dahin aus: »Das Ordnen der gesammelten Sprichwörter kostet mich mehr Zeit, als das Sammeln selbst. Lange mühte ich mich ab, eine stoffliche Eintheilung durchzuführen, die Sprüche nach ihren Grundgedanken zu ordnen. Dabei wollte ich die eigentlichen Sprüche von den übrigen Redensarten ganz trennen und dann unter jenen wieder die Sitten- und Klugheitsregeln von den blossen Abstractionen der Lebens-, Menschen-, Gesundheits- und Naturkenntniss (z.B. von den satirischen Charakteristiken einzelner Stämme und Stände), unter diesen die plastischen Vergleichungen, die Metaphern mit halbwegs dichterischem Werth von den andern Redensarten, die gar nichts für sich haben, als dass sie (wie etwa: Punktum, Streusand drauf) eben stehende Redensarten sind, trennen. Doch da drängten sich so viele neue untergeordnete Eintheilungs- und Gesichtspunkte, so viel Unterrubriken zur gleichzeitigen Beachtung auf und ergaben sich unter den Redensarten so viele Zwittererscheinungen, die in mehrere Kategorien zugleich passten, dass ich an der halb fertigen Arbeit erlahmte. Nicht besser erging mir's mit der ethnographischen oder geographischen Eintheilung, nach der ich die Sprüche mit einem und demselben Verbreitungsbezirk zusammenstellen wollte, um einen Beitrag zur psychologischen Charakteristik des betreffenden Stammes zu gewinnen. Ist es doch rein unmöglich, bei allen oder auch nur bei den meisten Redensarten jenen Bezirk oder vollends die eigentliche Heimat, die Wiege festzustellen, da selbst die Mundart eines Spruchs noch keinen Beweis dafür abgibt, dass der letztere gerade in ihr geboren wurde. Mit mancher andern Methode versuchte ich's noch; aber zuletzt entschloss ich mich, müde des ewigen erfolglosen Suchens, nach dem rechten Wege, zu der äusserlichen, formalen, alphabetisch-sprachlichen Anordnung.«
3 Vgl. Wie es mir erging, in Diesterweg's Pädagogisches Jahrbuch (Berlin 1851), I, 93 fg., und dessen Rheinische Blätter (Frankfurt a.M. 1864), XIII, 99 fg.
[8] 4 Vgl. Die Niederlassung des Lehrers Wander in Löwenberg (Hamburg 1855).
5 Von dieser zweiten Abschrift sandte ich den ersten, die Buchstaben A–C enthaltenden Band an die Gesellschaft für deutsche Sprache in Berlin und bat um ein Gutachten derselben, das mich auf Lücken und Mängel aufmerksam machen und mir Winke für den etwaigen Druck oder fernern Ausbau geben sollte. Der von dem Stadtgerichtsdirector Oldebrecht erstattete Bericht erkannte das Bedürfniss eines solchen Werks, wie seine ganze Anlage an, vermisste aber die damals allerdings noch nicht erschöpfte Benutzung mundartlicher Quellen. Den andern unwesentlichen Ausstellungen ist seitdem, soweit ich sie für begründet erachten konnte, Rechnung getragen worden. Der Fassung des Begriffs Sprichwort aber habe ich mich, wie bereits erwähnt, weil für meine Arbeit viel zu eng, nicht anschliessen können.
6 Vgl. Augsburger Abendzeitung, 1857, Nr. 149; Budissiner Nachrichten, 1857, Nr. 71, Dauner Kreisblatt, 1857, Nr. 36; Der Feierabend (Gotha 1857), Nr. 2; Grünberger Kreisblatt, 1857, Nr. 50; Greifswalder Kreis- und Wochenblatt, 1857, Nr. 28; Hamburger Nachrichten, 1856, Nr. 302, Lausitzer Zeitung, 1857, Nr. 39; Pilot (Rudolstadt 1857), Nr. 16; Niederschlesischer Curier (Bunzlau 1857), Nr. 21; Sächsischer Postillon (Löbau 1857), Nr. 37; Zittauische Wöchentliche Nachrichten, 1857, Nr. 44, u.v.a., von denen mir keine Belagsblätter zugegangen sind.
7 Nur ein paar Proben. Das Sprichwort »Frau« 688, das in unserm Lexikon nach Gruter abgedruckt ist, hat Eiselein S. 432 in folgender Fassung: »Wer sine Fraw lobt und sin Gumpost (Compost), der wär' ihr beider gern los.« Als Quelle hat er Geiler dahintergeschrieben, aber nicht angegeben, in welcher von dessen Schriften sich dasselbe findet; ebenso wenig hat er ein Wort darüber gesagt, dass »Gumpost« in »Kunst« verderbt worden sei. Mir ist es nicht gelungen, diese Fassung bei Geiler aufzufinden. Jedenfalls müsste die Verstümmelung schon vor Gruter erfolgt sein. S. XXXII seines Vorworts tadelt er Körte, dass er das Sprichwort »Glück« 899 unsers Lexikons von der Begebenheit des Bischofs Arno und der böhmischen Prinzessin hergeleitet habe und behauptet, es habe schon vorher »in aller Deutschen Munde gelebt«, ohne auch nur eine einzige Quelle dafür anzugeben. In Nr. 30 der Blätter für literarische Unterhaltung für 1863 (Leipzig) belastet mich ein gelehrter [9] Kritiker, von einer Anzahl anderer Sünden abgesehen, auch mit dem Vorwurf ungenügender Citate. Als Beispiel führt er Sp. 134 »Armer« 87 an, das mit dem Citat Wernher aus Eiselein S. 39 entlehnt ist, und fragt, welcher von den vielen Wernher gemeint sei. Ich habe daher in den spätern Lieferungen nur Eiselein citirt, und muss es jedem überlassen, wegen dessen Citaten unmittelbar bei ihm selbst Erkundigung einzuziehen.
8 Aehnliches gilt auch in Bezug auf die sinnverwandten fremden Sprichwörter; keins derselben ist absichtlich zweimal abgedruckt worden, wenn es auch selbstredend verschiedenen deutschen Sprichwörtern beigegeben werden konnte. Daher ist aber auch der Schluss nicht zutreffend, dass ein solches Sprichwort, weil es gerade nicht da steht, wo es zufällig gesucht wird, überhaupt fehle. Hat z.B. Herr Prof. Dr. Wagner (Allgemeine Schulzeitung, 1866, Nr. 26) das lateinische: »Bis dat, qui cito dat«, unter »Gabe« 2 nicht gefunden, so steht es dafür unter »Geben« 164. Beide Artikel ergänzen einander, und würden dergleichen verwandte Gruppen stets durch Verweisungen in Beziehung gesetzt sein, wie es auch mitunter geschehen ist, wenn ich wenigstens eine Hülfskraft bei der Redaction dauernd zur Verfügung hätte.
9 Ueber die Stellen, in welchen am frühesten das Wort »Sprichwort« gebraucht ist, sowie über die früher zur Bezeichnung eines Sprichworts dienenden Ausdrücke vgl. Vridank's Bescheidenheit ( Göttingen 1834, S. LXXXIX und XC); Zeitschrift für deutsches Alterthum, VIII, 376-384; Schulze, Biblische. Sprichwörter, S. 3-5; Eiselein, S. XIX.
10 Orthographisches Hülfsbuch zum Gebrauche der Schriftsetzer und Correctoren in der Officin von F.A. Brockhaus in Leipzig. Zweiter durchgesehener Abdruck. (Als Handschrift gedruckt.) 1864.
[12] 11 Der geehrte Beurtheiler in der Allgemeinen Schulzeitung (Darmstadt) verlangt genauere lateinische Citate. Diese wären nur zu beschaffen, wenn die lateinischen Sprichwörter in den römischen Schriftstellern aufgesucht würden. Ich verweise auf die im Quellenverzeichniss angeführten Sammlungen von Seybold, Philippi, Binder, Faselius und Kruse. Haben deutsche Philologen in tausend Jahren keine zuverlässigen Citate geliefert, so kann ich sie während der Herausgabe des Lexikons nicht beschaffen. Fehlte es nicht an Zeit, so würde ich noch Wüstemann's Promptuarium sententiarium (Gotha 1856) und Georges, Gnomologia (Leipzig 1863) benutzen; aber ob sie mit den Quellen übereinstimmen, lässt sich doch auch nur aus der Vergleichung mit denselben ersehen.
[13] 12 E. Hektor in seiner Beurtheilung des Spreekwoordenboek von Harrebomée sagt in dieser Beziehung (Frommann, V, 499): »Entschieden Unsittliches hat der Verfasser ausschliessen zu müssen geglaubt, während er doch wiederum manches Zweideutige und Unsaubere (Niederland ist reich daran) aufzunehmen sich gezwungen sah, um der Vollständigkeit nicht zu grossen Abbruch zu thun. Diese Halbheit befriedigt nach keiner Seite hin; und, weil ein unbedingtes Ausschliessen des Unsaubern die Vollständigkeit zur Chimäre machte, so blieb nichts übrig, als alles aufzunehmen. Und welche Bedenken konnten dem bei einem wissenschaftlichen Werke entgegenstehen? Die Wissenschaft darf nicht prüde sein. Ja, wenn das Ungedrucktlassen auch das Ungesprochenlassen herbeiführte!«
[14] 13 Diese drei Gutachten sind vollständig abgedruckt in Frischbier, Preussische Sprichwörter, zweite Auflage.
14 Wie leicht es sich die bisherigen Sprichwörtersammler, die aus drei Sammlungen eine vierte zusammenschrieben, gemacht haben, wie wenig Nopitsch unsern Sprichwörterschatz darstellt und wie gross die Bereicherung sein wird, die derselbe durch die Ausbeute der Literatur auf dem von mir vielfach angedeuteten und von meinem weiter unten erwähnten Freunde Herrn Franck seit Jahren eingeschlagenen Wege zu erwarten hat, möchte ich im folgenden durch einige Zahlen [15] veranschaulichen. Nach einer schriftlichen Mittheilung desselben enthalten an Sprichwörtern und sprichwörtlichen Redensarten, Sentenzen und Vergleichungen: Brant, Narrenschiff 273; Pauli, Schimpff vnnd Ernst (1522) 174; Murner, Narrenbeschwörung 327; Kirchhoff, Wend Vnmuth (1563) 756; Dasipodius Dictionarium (1544) 322; Coler, Calendarium 216; Fischart, Praktik 359, Flöhhatz 98, Bienenkorb 674, Geschichtklitterung 747, Ehezuchtbüchlein 188, Podagrammatisches Trostbüchlein 166; Grimmelshausen 265; Moscherosch 632; S. Franck, Zeytbuch (1531) 336; Weltbuch (1533) 129; Chronika der Deutschen (1539) 190; Laster der Trunkenheyt (1539) 110; Paradoxa (1542) 140; Arentin, Bayrische Chronik 403; Crusius, Schwäbische Chronik 17; Etterlyn, Kronik der Eytgenossenschaft 21; Stettler, Annalen 19; Albinus, Meissnische Chronica 23; Curens, Schlesische Chronik 38; Hamelmann, Oldenburgische Chronica (1599) 16; Hertzog, Chronica Alsatia (1548) 43; Wurstisen, Basler Chronik 45; Geiler von Kaisersberg (so weit dessen Werke bisjetzt zugänglich waren) 1426; Predigten über das Narrenschiff 231; Luther's deutsche Werke (Jena 1575), Kirchenpostille 397, Hauspostille 234, Colloquia 831 (zusammen 4158); Mathesius, Sarepta 468, Postilla 603, Jesus Syrach 1396; K. Huberinus, Erklärung des Jesus Syrach (1569) 739; Die Postillen des Pauli (1572) 238; Chemnitius 85; Herberger, Hertz Postilla 1487; Theatrum Diabolorum (1575) 676; Dieterich, Buch der Weissheyt 706; Luchter, Prediger Salomo (1603) 69; M. Vischer, Ausslegung des Catechismus (1573) 491; Chr. Fischer, Auslegung des Psalters (1590) 684 u.s.w.
15 Bereits im Gesellschafter von Gubitz (Berlin 1830, S. 14) lässt sich eine Stimme in Bezug hierauf dahin vernehmen: »Zu den Werken, die vorhanden sein sollten und nicht sind, gehört besonders ein grosses pragmatisch-historisches über europäische und besonders über deutsche Sprichwörter. Man braucht dies nur auszusprechen, um jeden Leser auf seiner Seite zu haben. Was Agricola im 16. und Zinkgref zu Anfange des 17. Jahrhunderts gethan, ist jedem Literaturfreunde bekannt; was aber ist seit 200 Jahren für diesen Zweck geschehen? Manches einzelne, aber ein ausführliches, wohlgeordnetes, reiches Werk über diesen Gegenstand, sollte es sich auch nur auf Deutschland beschränken, fehlt gänzlich. Sind wir etwa zu vornehm geworden, um des Volkes Weisheit und Unweisheit einer genauern Aufmerksamkeit zu widmen? Oder sind wir etwa in das dürre Stoppelfeld unserer gewöhnlichen Bücherredensarten verliebt, dass wir von dem mannichfaltigen, oft wunderlich blühenden Sprachwald des deutschen Volks nichts mehr wissen wollen? Ich fürchte nicht, dass es so übel steht, sondern glaube, dass es nur die grossen Schwierigkeiten sind, welche bisjetzt von dem Unternehmen zurückgehalten haben; auch müssen wir gestehen, dass die Kräfte Eines Mannes, und sei er noch so fleissig, nicht hinreichen, ein solches Werk zu Stande zu bringen.«
[16] 16 Schon vor Wagner soll, nach einer Notiz, die ich, so ich nicht irre, in der grossen handschriftlichen Sammlung, die sich im Besitz des Herrn Kreisgerichtsdirector Ottow in Landshut befindet (s. »Fingertuch«) gefunden habe, Joh. Christ. Gubitz, Lehrer am Gymnasium zu Schleusingen, ein vollständiges deutsches Sprichwörter-Lexikon unter Händen gehabt haben; darüber aber, wie weit die Arbeit gefördert und wo das Manuscript hingekommen ist, war nichts bemerkt. Wahrscheinlich ist es verloren. Ich vermuthe, dass die Arbeit in die Mitte des 18. Jahrhunderts fallen mag. In Schleusingen liesse sich vielleicht Näheres ermitteln. In derselben handschriftlichen Sammlung findet sich auch mit der Quellenangabe Misc., I, 362, die Bemerkung: »D. Georg Hieronym. Welschius hat ein Opus adagiorum panglottum unter den Händen gehabt, welches er aber nicht zu Stande gebracht.«
17 Dies ist nicht blos wahr in Betreff der grossen Anzahl von Sprichwörtern, die wir besitzen, im allgemeinen, sondern auch was die Menge von Formen betrifft, in der wir eine fremde Redensart in unserer Sprache ausdrücken können. Fischart behauptet, man könne das alte: »Γνῶϑι σεαυτόν«, in vierzig verschiedenen deutschen Redensarten wiedergeben. (Vgl. Harsdörffer, Gesprächspiele, II, 315.)
[17] 18 Es war mir keine geringe Freude, Kenntniss von dieser Arbeit Herrn Franck's zu erhalten; und um irgendetwas beizutragen, das Interesse für sein Werk, das eben auch unterstützender Mitwirkung bedarf, zu erregen, sei es mir gestattet, ihn selbst einige Worte darüber sagen zu lassen, da ich glaube, es gehöre wesentlich zur Sache, bei dem Deutschen Sprichwörter-Lexikon der Quellenkunde für dasselbe zu gedenken. In einem Briefe, den ich im Februar d.J. von demselben erhielt, heisst es: »Die Ausarbeitung der Literatur des Sprichworts kann nur sehr langsam vorrücken, aber sie rückt doch stets, wenn auch unmerklich vor. Sind nur einmal die schwierigsten Theile, das 15. und 16. Jahrhundert, beendet, so wird ein rascheres Arbeiten eintreten. Und aus diesen Zeiträumen sind denn jetzt so ziemlich heftweise abgeschlossen die Monographien: Prov. Comm., Werdea, Bebel, Tunnicius, Pappe, Agricola, Franck, Klugreden, Peter, Zinkgref, Lehmann u.s.w. und die einschlägigen secundären Werke des Brant, Murner, Erasmus, Cato, Fischart, Kaisersberg, Boner, Mathesius, Gengenbach und gegen 30 andere. Was die Bearbeitung betrifft, so habe ich mir allerdings eine grössere, aber auch schwierigere Aufgabe gestellt als Nopitsch, Duplessis und Zacher. Abgesehen von der durchaus unkritischen Arbeit der beiden erstern und der quantitativ ungenügenden des letztern, haben diese Vorgänger nur wirkliche Sammlungen verzeichnet, während ich neben diesen (mittelhochdeutsche inbegriffen) auch sämmtliche, nur einigermassen sprichwörterreiche Bücher und Schriften jeden deutschen Literaturzweigs bis auf die neueste Zeit in den Kreis meiner Arbeit ziehen will; Schriften, von denen oft eine einzige mehr Sprichwörter enthält als die gepriesenste Sammlung. Oder ist es wol billig, Idolatrie zu treiben mit den 750 Sprichwörtern Agricola's, von denen sehr viele keine Sprichwörter sind, und seinen Zeitgenossen Luther unerwähnt zu lassen, aus dessen Werken (16 Fol.) ich deren an 3000 gesammelt habe? Oder mit meinem Namensvetter, da doch dessen andere Schriften (Chronica, Weltbuch, Paradoxa u.s.w.) mindestens ebenso viel und seiner Sammlung vorausgehende Sprichwörter und Redensarten enthalten? Und, um die altdeutschen Gedichte (bis herab auf Rosenplüt und die Hätzler), von denen allein Vridank und der Renner fast ganz auf Sprichwörter gebaut sind, nicht einmal zu erwähnen, welch immensen Reichthum bergen nicht die Werke Geiler's, Brant's, Fischart's u.s.w., welchen die alterthümlichen Städte- und Länderchroniken, die Exegesen und Homilien über alttestamentliche Schriften und zumal die zahlreichen Postillen des 16. Jahrhunderts (Mathesius, Herberger u.s.w.). Es däucht mir, alle solche und ähnliche Schriften dürfen in der Literatur der Sprichwörter mit Recht einen Platz beanspruchen, auch wenn sie nicht auf den Namen «Sammlung» getauft sind. Ein Gleiches gilt von den Volksbüchern der frühern wie der neuern und neuesten Zeit: Pauli, Wend Vnmuth, Simplicissimus u.a. bis herab auf W.O. von Horn, Jeremias Gotthelf und Fritz Reuter.
»Was ferner die Methode der Bearbeitung betrifft, so werde ich jedes einzelne Werk nach den jetzigen Anforderungen der Bibliographie, mit Benutzung aller mir zugänglichen Hülfsmittel nach der Zeitfolge ausführlich beschreiben, auch bei ältern Werken die Bibliotheken namhaft machen, wo das beschriebene Buch zu finden ist. Daran reiht sich eine Besprechung des proverbialen Buchs nebst einer kurzen Biographie des Verfassers; und den Schluss, wenigstens bei wichtigern Werken, bildet eine Schriftprobe. Es ist, wie ich wol weiss, eine solche Durchforschung und geordnete Zusammenstellung eine Riesenarbeit; absolute Vollständigkeit liegt nicht in eines Einzigen Kraft. Und wenn ich schon überzeugt sein darf, die Titel fast aller Bücher zu besitzen, welche eben durch ihren Titel als Sammlung sich kennzeichnen – wer ist für sich allein im Stande, alle seit 50, ja nur seit 25 Jahren in der Unmasse von Volksschriften, Zeitschriften und Zeitungen niedergelegten kleinern und doch oft so werthvollen Sammlungen von Sprichwörtern oder Abhandlungen und Aufsätzen über solche kennen zu lernen. Es wird mir und muss auch andern Freunden dieses Literaturzweigs genügen, diese namentlich für die ältere Zeit so interessante Wissenschaft in etwas gefördert zu haben. Was ich selbst allein thun kann, das soll gewissenhaft und gründlich geschehen.
»Was mir meine Arbeit so ausserordentlich erschwert, ist, dass für mich in meinem Patmos das Material zu zerstreut ist; und obgleich ich seit mehrern Jahren auf das liberalste durch die münchener Staatsbibliothek, die erlanger und heidelberger [18] Universitätsbibliothek, das Germanische Museum, die Stadtbibliotheken zu Ulm und Strasburg u.s.w. in meiner Arbeit gefördert werde, so fehlt mir doch noch eine sehr grosse Anzahl Bücher, deren Autopsie, die ich stets anstrebe, für mich um so erwünschter ist, als auch der Titel (wo möglich) jedes ältern Werks typographisch genau nachgebildet werden soll.«
Man möge diese Mittheilung entschuldigen, die ich auch deshalb hier so vollständig eingefügt, weil ich seit Jahren, ohne von der Franck'schen Arbeit Kenntniss zu haben, in ähnlichem Sinne zur Ausbeute der nicht specifisch sprichwörtlichen Literatur aufgefordert und in den Begleitworten zu den einzelnen Lieferungen wiederholentlich die Aufmerksamkeit auf Zeitschriften, Volksbücher, Postillen, Chroniken u.s.w. gelenkt habe, weil dort sich lebendige Quellen für die Bereicherung unsers Sprichwörterschatzes finden, nicht in den Sammlungen, von denen die neueste in der Regel aus einigen frühern entstanden ist.
Mit zwei Bemerkungen will ich sie schliessen. Zuerst fühle ich mich gedrungen, mit warmem Danke zu erklären, dass mir Herr Franck auf die zuvorkommendste und uneigennützigste Weise seine reichen Auszüge aus der Literatur für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon zur Benutzung gestellt hat, wobei ich nur beklage, dass ich wegen einer fehlenden Hülfskraft die dargebotenen Schätze nicht in dem Umfange benutzen kann, wie ich im Interesse der Vollständigkeit des Werks gern möchte. Und dann muss ich das Bedauern aussprechen, dass derselbe sich in einer amtlichen Stellung befindet, die ihn nöthigt, nach den Amtsstunden noch Privatunterricht zu ertheilen, um dann erst die Nacht zur Förderung seiner Arbeit zu benutzen.
[19] 19 Wackernagel in seinem Handbuch deutscher Poesie (Berlin 1837) sprach sich im Vorwort (S. 13) dahin aus: »Seit Anfang des 16. Jahrhunderts, wo Ant. Tunnicius und J. Agricola selbstvernommene Sprichwörter zusammengestellt haben, ist wenig mehr aus dem Munde des Volks selbst, das meiste aus Büchern nachgesammelt worden. Auch das Sprichwort rühmt sich, nicht hochdeutsch, sondern provinziell zu sein. Eine Originallese in den verschiedenen Provinzen würde uns zugleich über das hauptsächlichste wissenschaftliche Interesse, über die Geschichte des Sprichworts Belehrung geben oder dieselbe vorbereiten.«
[20] 20 Das genau bestimmte Zahlenverhältniss (nach J. Franck's revidirter Zählung) ist unter anderm für Rolandslied 17, für Flos 25, für Tristan 60, für Vrîberi 17, wobei auch die von Mone nicht gezählten sprichwörtlichen Redensarten, Anspielungen und Vergleiche mit begriffen sind. Für eine grosse Anzahl anderer von Mone a.a.O. nicht erwähnter Dichtungen stellen sich nach J. Franck die Zahlen allerdings geringer. So enthalten z.B. Hartmann von der Aue (Büsching); nur 3, Kutrun (Ziemann) 7, Krolewitz' Vater Unser (List) 9, Altdeutsche Schauspiele (Mone) 8, Konrad von Würzburg Otto 1, K. von Gasilau (Haupt's Zeitschrift, VIII, 3) 2, Deutsche Predigten des 12. und 13. Jahrhunderts (Roth) 2, Deutsche Predigten des 13. und 14. Jahrhunderts (Leyser) 2, Rudolf von Ems, Barlaam und Josaphat (Köpke) 12 Sprichwörter oder sprichwörtliche Redensarten.
[21] 21 Der Oberlehrer am Gymnasium zu Troppau, Herr Peter, bat den dortigen Landtag um die äusserst bescheidene Unterstützung von 200 Gulden zur Vollendung seines culturgeschichtlichen Werks: Volksthümliches aus Oesterreichisch-Schleien, dessen erster Band 1865 in Troppau erschienen ist; aber erfolglos.
22 Eben als dieser Bogen unter die Presse gehen soll, erhalte ich den dritten oder Schlussband des Harrebomée'schen Werks, und ersehe daraus, dass in Aflevering 5 en 6, S. LXXIX, der obige Wunsch erfüllt ist. Wie Her Harrebomée dort mittheilt, ist der mit ihm correspondirende Deutsche ein Herr K. Schramm, »predikant te Her bij Eimbeck in Hannover«. Zum Beweise, dass er durchaus (allezins) recht gehabt, denselben einen »bevoegd beoordeeler« zu nennen, führt Herr Harrebomée an, dass dieser »predikant« Herr Schramm im Hannoverschen Magazin von 1831, Nr. 66-69, einen Artikel unter dem Titel Versuch über das (hoch- und plattdeutsche) Sprichwort verfasst und ausserdem in derselben Zeitschrift 1849, Nr. 16-20, einen zweiten Artikel über Unsere Familiennamen niedergelegt hat.
Nun, ohne Zweifel hat Herr Harrebomée »allezins« recht gehabt, seinen deutschen Freund, den »predikant« Herrn K. Schramm, der in circa dreissig Jahren die beiden erwähnten Artikel im Hannoverschen Magazin und ausserdem noch den Brief vom 8. Oct. 1862 nach Holland geschrieben, einen »bevoegd beoordeeler« der deutschen Sprichwörterliteratur zu nennen; zu beklagen ist nur, dass diese selbst von den hervorragenden Leistungen desselben nicht das Geringste weiss. Weder der Franzose Duplessis, noch der Deutsche Zacher haben eine Ahnung davon. Seit 1862 habe ich in dem Begleitwort zu jeder Lieferung gebeten, mir alles in Zeitschriften Zerstreute, die Sprichwörterliteratur betreffend, zuzusenden oder mich darauf aufmerksam zu machen; aber kein Mensch in ganz Deutschland hat sich der Leistungen des Herrn »Predikant« K. Schramm erinnert. Ich hätte gewiss das Hannoversche Magazin in das Quellenverzeichniss (II. Zeitschriften) aufgenommen, wo sich alles notirt findet, was ich erlangen konnte.
Da nun von der 1831 erschienenen reformatorischen Arbeit des Herrn K. Schramm kein Deutscher etwas weiss; da in keiner der Sprichwörterliteratur angehörenden Schrift die geringste Spur davon zu finden ist, weder Körte noch Eiselein, sogar die Deutschen Mundarten von Frommann, die das Mundartliche sehr sorgfältig aufzeichnen, sie erwähnen, so hat Herr K. Schramm sich nach Holland gewandt, sich dort das Prädicat eines »bevoegd beoordeelers« ausgewirkt und seinen 1831er »Versuch«, den man nicht einmal einen längst vergessenen nennen kann, weil ihn die Sprichwörterliteratur nicht gekannt hat, wieder in Erinnerung zu bringen. Und Herr Harrebomée, der in die Einrichtung seines Werks, die im Gebrauch zuweilen in [27] Verzweiflung bringen kann – der erste Band hat allein 8 bis 10 mit der Ueberschrift L.S. (lectori salutem) versehene Vorreden, Nachträge u.s.w. – beinahe bis zur Selbstvernarrtheit eingenommene holländische Gelehrte, hat auf Grund der erwähnten Leistungen, ohne auch nur selbst einen Blick in die deutsche Sprichwörterliteratur zu thun, Herrn K. Schramm die gute Censur ertheilt. Ich überlasse dies Verfahren dem öffentlichen Urtheil; was ich aber oben geschrieben, habe ich geschrieben.
[28] 23 Dass es wirklich nicht so leicht ist, wie etwa die deutsch-holländischen Dioskuren meinen, möchte ich an einem Beispiel zu zeigen mir erlauben. In einer leipziger Gesellschaft sprachkundiger und sprachsinniger Herren und Damen wurde im Winter 1865 die Aufgabe gestellt, das englische Sprichwort: »Where is a will, there is a way«, ohne Umschreibung in möglichst kurzem und kernhaftem Sprichwörterdeutsch wiederzugeben. Eine Dame schlug vor: »Wolle nur mit ganzer Seele, dass zum Ziel der Weg nicht fehle.« Ein Herr: »Mit der wahren Energie findet sich das Wo und Wie.« Ein anderer: »Wo der Wille stark und fest, leicht ein Weg sich finden lässt.« Allein weder diese noch andere Uebersetzungsversuche konnten genügen; und es machte sich schon die Ansicht geltend, so kurz wie im Englischen könne man sich im Deutschen niemals ausdrücken, als eine Dame das englische Sprichwort, wie der Berichterstatter sagt, durch die unübertreffliche Uebersetzung wiedergab: »Willenskraft Wege schafft.« (Breslauer Zeitung, 1866, Nr. 18, S. 89.) Stände der deutsche Sprichwörterschatz in jedem Augenblick, wenn man dessen bedarf, zu Gebote, so würde man, wenn überhaupt, doch nur äusserst selten in den Fall kommen, ein fremdes Sprichwort zu übersetzen, da sich in der Regel mehr als ein deutsches dafür vorfinden würde. Auch im obigen Falle war dies durchaus nicht nothwendig; denn vermögen wir den betreffenden Gedanken auch nicht so kurz wie die Engländer auszudrücken, so können wir es doch durch das alte Sprichwort: »Wer will, kann«, noch kürzer. Simrock hat dasselbe unter 11628 zwar in der längern Fassung: »Wer nur will, der kann auch.« Man wird aber nicht behaupten, dass die bei ihm hinzugekommenen drei Wörter sprichwörtlich nothwendig sind, noch viel weniger, dass das Sprichwort in dieser langen, aus sechs einsilbigen Wörtern bestehenden Form gebraucht werde. Ebenso wenig wird man, weil es dem französischen »Vouloir c'est pouvoir« entspricht, behaupten wollen, dass es deshalb französisch sei. Uebrigens entspräche die Form »Wollen ist Können« deutscher Sprichwörtlichkeit immer noch besser als obige Uebersetzungen, von denen kaum [29] eine in den Volksmund übergehen wird. Da in dem englischen Sprichwort der Gedanke ausgedrückt ist, dass fester Wille jedes Hinderniss zu überwinden weiss, welches sich der Erreichung seines Ziels entgegenstellt, so würde ich es etwa so ausdrücken: »Will' geht über Heck' und Düngerhüll«, wo durch nicht nur der Kürze und dem Reime, sondern auch volksthümlicher Anschaulichkeit Rechnung getragen wäre.
24 Nach Mittheilungen deutscher Zeitschriften soll das erst seit ein paar Jahren in Leyden erscheinende niederländische Wörterbuch des Prof. de Vries mehr Abnehmer als das Grimm'sche haben, wiewol Deutschland an Flächenraum etwa zwanzigmal so gross ist als Holland, eine zwölf- bis funfzehnmal so starke Bevölkerung hat dieses und sich meist eines achtjährigen Schulzwangs erfreut.
25 Es gibt übrigens auch einen Standpunkt, welcher die Bereicherung des vaterländischen Sprichwörterschatzes durch fremde Sprichwörter für vortheilhaft und wünschenswerth erachtet. So sagt Oberst von Plaenckner in seiner Ausgabe und Uebersetzung des Tao-te-king des Lao-tse (Leipzig 1870, S. 112), dass die vielen Sprichwörter, welche die Chinesen ausser den den unserigen u.s.w. verwandten, den eigenthümlichen besitzen, werth seien, in der Uebersetzung dem allgemeinen Sprichwörterschatz, zunächst also unserm deutschen, einverleibt zu werden.
[5] 26 Vor einiger Zeit fragte ich Herrn Franck, wie weit seine Arbeit vorgeschritten sei und wann er die Herausgabe zu beginnen gedenke. Es wird den Freunden der Sprichwörterliteratur gewiss erwünscht sein, darüber einige Nachricht zu erhalten. Herr Franck schrieb mir vor kurzem:
»Sie fragen mich schliesslich nach dem Fortschritt meiner langjährigen Arbeit: Bibliographie des deutschen Sprichworts. Obgleich ich von vornherein die Schwierigkeiten keineswegs unterschätzte, die mit der Veranschaulichung einer über alle Jahrhunderte sich erstreckenden und, soweit dies eines Einzigen Kraft vermag, auch vollständigen systematisch geordneten Quellenkunde unserer deutschen Sprichwörter verbunden sind; so war ich doch weit entfernt, zu ahnen, bis zu welchem Grade diese Schwierigkeiten bei der Ausführung selbst sich steigern würden und die nur der in ihrem vollen Umfange zu würdigen versteht, der je einmal mit ähnlichen Arbeiten sich beschäftigt hat. Diese häufen sich aber ganz besonders für die ältesten Zeiten und bis zum Ausgang des Mittelalters. Die Durchforschung so vieler in diese frühern Perioden fallender Schriftwerke, den Quellen und Grundlagen eines bedeutenden Theils unserer heutigen Sprichwörter, absorbirt vorweg die beste Kraft. Dass es aber keineswegs genüge, für diese Zeiten blos auf die deutschen Sprichwörter sich zu beschränken, sondern dass den lateinischen eine völlig gleiche Berücksichtigung zu schenken sei, das liegt wol ausser aller Frage; die letztern sind älter und haben häufig einen formalen und materiellen Einfluss auf die erstern ausgeübt. Hierzu kommt der fast absolute Mangel aller bezüglichen Vorarbeiten. Denn was Nopitsch und Zacher, die zwei einzigen Parömiographen für das deutsche Sprichwort, in dieser Beziehung aufzeichneten, darf jetzt wol ungenügend und mangelhaft genannt werden, selbst wenn man von dem völligen Mangel aller Bezüge in Haupt- und Nebenwerken absieht, die jenseit des 15. Jahrhunderts liegen. Und es hat denn auch in beiden Schriften unsere so reiche gnomologische Literatur des Mittelalters ebenso wenig Beachtung gefunden als die werthvollen und noch grösstentheils intacten Schätze der secundären Quellen des 16. Jahrhunderts, der goldenen Zeit des Sprichworts, oder die der folgenden Zeiten bis herab zu ihrer eigenen. Endlich kommt noch hinzu die Zerstreutheit und die schwierige und kostspielige (weil möglichst autoptisch zu benutzende) Beschaffung der Quellenschriften, die weite Entfernung aller grössern Bibliotheken und eine auf das knappste zugemessene Zeit, die, wie leider seit so manchen Jahren, nur Lucubrationsstunden sind.
»Inzwischen aber haben sich im Laufe der Zeit meine Collectaneen auf so bedenkliche Weise angehäuft, dass ich, sollen mir dieselben nicht über den Kopf und das Grab wachsen und ungeachtet dessen, dass meine Desideratenlisten noch keineswegs erschöpft sind, auf das ernstlichste daran denke, an deren Ordnung und beziehentlich Ausarbeitung Hand zu legen. Und damit soll denn nun der Anfang gemacht werden, sodass im Laufe des nächsten Jahres, so Gott und ein Verleger will, der erste Band im Druck erscheinen kann. Dieser wird zunächst die proverbiale Literatur des 10. bis einschliesslich des 15. Jahrhunderts in sich fassen und an ihn werden dann in weitern Bänden, für diese in einer grössern Zahl Aehnliches und Verwandtes zusammenfassende Gruppen zerlegt, die Erscheinungen der folgenden Jahrhunderte sich anschliessen. Ein letzter wird gegen 500 grössere Originalsprach- und Stilproben bringen, als Belege zu allen Jahrhunderten.
»Nach welchen Grundsätzen aber der Auf- und Ausbau der ganzen Arbeit geschehen und dass in deren Bereich nicht blos die Sprichwörtersammlungen im engern Sinne, sondern, was ganz unerlasslich, auch das gesammte übrige Schriftenthum jedes Fachs, insoweit dieses irgendeinen Beitrag von Belang liefert, zu ziehen sei, darüber habe ich mich schon vor Jahren des Nähern ausgesprochen, Ich beziehe mich unter anderm auf die Jahrgänge 1868-1869 des Anzeigers für die Kunde der deutschen Vorzeit, Herrig's Archiv, XL, 47 fg., und Serapeum, 1866, Nr. 12 und 22.
»Ich will nur noch die (nach Obigem) vielleicht überflüssige Bemerkung hinzufügen, dass nach einem seitdem natur- und sachgemäss erweiterten Plane diese Quellenkunde des deutschen Sprichworts nicht erst in den Incunabeln des Drucks, sondern in den ältesten Jahrhunderten ihre Anfänge zu suchen hat.
»Möchte seinerzeit meine Arbeit, die Frucht eines dreissigjährigen mühereichen und arbeitsvollen Forschens und Sammelns, bei allen Freunden der Literatur und namentlich der ältern, ganz besonders aber bei denen unsers Sprichworts eine willkommene Aufnahme finden!«
[6] 27 Ich will hier nur an das erinnern, was Herr Lehrer Frischbier in Königsberg infolge der Anregung geleistet hat. Veranlasst durch meine Bitte um Beiträge wandte er sich an die Lehrer der Provinz Preussen, und stellte mir das eingegangene Material zur Verfügung. Später liess er es, nachdem es durch weitere Beiträge vervollständigt worden war, als eigene Sammlung unter dem Titel Preussische Sprichwörter und volksthümliche Redensarten (Königsberg 1864) erscheinen (vgl. das Vorwort dazu, S. 4). Das kleine Buch, welches 1142 Nummern enthält, ging in die Provinz und rief überall Ergänzungen hervor, sodass bald eine neue Auflage der Preussischen Sprichwörter und volksthümlichen Redensarten (Berlin 1865) erscheinen konnte, deren Nummer mit 4386 schliesst. Herr Frischbier hat aber damit seine Thätigkeit auf diesem Gebiet nicht für beendet angesehen; er hat, unterstützt von seinen wackern Amtsgenossen in der ganzen Provinz, gesammelt und herausgegeben Preussische Volksreime und Volksspiele (Berlin 1867); ein stattlicher Octavband von 296 Seiten. Diese Arbeit gab wieder zu neuen Sammlungen Veranlassung, die eben jetzt unter dem Titel Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preussen (Berlin 1870, 167 Seiten) erschienen sind. Abgesehen davon, dass Herr Frischbier eine grosse Anzahl bisher noch nirgends gedruckter Sprichwörter seit dem Erscheinen der zweiten Auflage seiner Preussischen Sprichwörter gesammelt und mir für das Deutsche Sprichwörter-Lexikon zur Verfügung gestellt hat, arbeitet er weiter und zwar an einem vollständigen Idiotikon für die Provinz Preussen.
Der Gedanke liegt nahe, was unser Sprichwörterschatz, was unsere mundartliche und volksthümliche Literatur gewinnen würde, wenn statt der wenigen Lehrer in unserm Quellenverzeichniss jeder Lehrer in seinem Orte so sammelte, wie die Lehrer der Provinz Preussen gethan haben und thun, und wenn sich in jedem deutschen Lande Ein Mann wie Herr Frischbier fände, der das gesammelte Material ordnete und herausgäbe.
28 Einmal, weil die Simrock'sche Sprichwörtersammlung zu den bekanntesten gehört, und dann um zu zeigen, dass ich keineswegs alles ungeprüft im Deutschen Sprichwörter-Lexikon abdrucken lasse, wie eine später erwähnte Feder den Lesern der Grensboten vorredet, lasse ich hier in einer Note eine Anzahl sinnentstellender Druckfehler, die sich in beiden Auflagen finden, folgen. Ich bezeichne die erste Auflage mit I, Nummer, die zweite mit II, Seite. – Das Sprichwort: Thu' gemach, wilt haben Gemach, lautet I, 3376 (II, 178): Thu' gemach, wir haben Gemach. Das Sprichwort: Ein Herr büsst den andern nicht, lautet I, 4617 (II, 244): Ein Herr beisst u.s.w. Statt: Die künftigen Herren machen die vorigen fromm, steht I, 4636 (II, 213): machen die vorigen Frauen. Unter I, 4942 (II, 268) heisst es: Man muss hören, statt viel hören, ehe ein Ohr abfällt. Unter I, 5027 (II, 265) liest man: Listige statt bissige Hunde haben zerbissene Ohren. I, 5338 (II, 283): Es ist armer Jungfern Schande (statt Schade), dass sie schön sind. I, 5395 (II, 286): Kandel und Andel bringen einen warmen Mantel, statt: bringen einen bösen Wandel. I, 5504 (II, 292) erhält man als deutschen Volkswitz den Blödsinn: Sterbende Katzen (statt serbende, vgl. Weigand, Wörterbuch, IIb, 644) leben lange. I, 6026 (II, 319) lautet: Schöne Kühe geben gemeiniglich viel (statt nicht viel) Milch. I, 8211 (II, 444): Das Recht ist wol ein guter Mann, aber nicht immer (fehlt: der Richter). I, 9191 (II, 496): Schreiber und Studenten sind der Welt Segenten (statt Regenten). I, 9803b (II, 530): Es ist eine Stadt wie sieben Häuser im (statt: ein) Dorf. I, 9804 (II, 530): Wer nur über eine Staffel kommt (statt: will), kommt nie über eine Stiege. [6] I, 11881 (II, 648); Gute Worte ohne Gunst ist ein Stück von jedes (statt Judas) Kunst. I, 12386 (II, 676): Schnell reichen thut nicht weh (statt: wohl). Selbst die falsche Satzzeichnung der ersten Auflage, wo sie den Sinn auf den Kopf gestellt hat, ist im Neudruck aufrecht erhalten. Auch dafür wenigstens ein Beispiel. I, 12058 (II, 658) lautet: Die Zeit vergeht nicht, aber wir, statt die Zeit vergeht, nicht aber wir.
29 Er sagt S. 205: »Zur unbefangenen Würdigung der ältern Sammler, insbesondere gerade des Westfalen Tappius ist eine eingehende Untersuchung über Erasmus selbst eine unerlassliche Vorbedingung.« Er ist aber der Meinung, dass »gelegentliche Uebersetzungen aus Erasmus«, wie z.B. Harrebomée eine Schrift anführt, in der zehn Sprichwörter verdeutscht sind, »ausser Acht bleiben müssten«. »Solche Arbeiten«, fährt er fort, »kämen nur dann in Betracht, wenn sie einmal umfangreicher, sodann geflissentlich darauf gerichtet wären, die Spuren deutscher Sprichwörter in dem Werke des Erasmus zu verfolgen und nachzuweisen. Kein einziger niederländischer oder deutscher Sammler, welche heimatliche und lateinische Sprichwörter miteinander verbunden haben, kann recht gewürdigt werden, wenn es nicht feststeht, welchen Antheil Erasmus an seiner Arbeit hat. Es erscheint mir demnach für die niederländischen Forscher als eine patriotische Pflicht, wie gegen ihr Land, so gegen ihren grossen Landsmann, sämmtliche niederländische Sprichwörter aus den Werken des Erasmus (Ausgabe letzter Hand) auszuziehen und zu verzeichnen. Sie allein sind auch im Stande, der Aufgabe völlig zu genügen. Der Reichthum solcher Sprichwörter wird grösser sein als man vermuthet.«
[7] 30 Also doch eine Antwort! Wie ich soeben aus der Neuen freien Presse (Nr. 3153) ersehe, hat er eine von K. Gutzkow eingesandte Berichtigung weder beantwortet noch aufgenommen. Dieser schreibt dort: »Natürlich ist nach dem ungeschliffenen Brauche der meisten deutschen Journale ein Abdruck meiner Berichtigung nicht erfolgt. Wie könnte sich auch eine Zeitschrift auf so schmählichen Unwahrheiten vor ihren Lesern ertappen lassen.«
[8] 31 Wie man die Welt und die Sprichwörter anschaut, so schauen sie einen wieder an. Drei Jahre vorher, ehe Körte hineinguckte, und vierzig Jahre früher, ehe die Grenzboten dessen scharfsinnige Beobachtung wiederkauten, hatte ein anderer Mann hineingesehen, dessen wissenschaftliches Urtheil ohne Zweifel an Körte und an den Freih. von Reinsberg hinanreicht, ein Mann, dessen Name in Deutschland einige Geltung besitzt, und auf dessen Urtheil mich zu berufen mir, leichtfertiger und verleumderischer Kritik gegenüber, erlaubt sein wird. Ich meine den verstorbenen Seminardirector Dr. A. Diesterweg in Berlin. Dieser sagt (Rheinische Blätter, Essen 1834, Neue Folge, IX, 191.): »Herr Wander ist ein origineller Mann. Oder ist es nicht neu, merkwürdig, originell, dass ein Mann sich nicht nur vornimmt, sondern auch ausführt, Tausende von neuen Sprichwörtern zu fabriciren? Wer dürfte sich eines gleichen Productionsvermögens rühmen! Fast ist es eine wahre Superfötation« ... Nun wählt Dr. Diesterweg aus jedem Abschnitt eine Anzahl, zusammen an zwei Seiten Sprichwörter aus, schreibt sie auch richtig ab und theilt sie den Lesern der Rheinischen Blätter mit, z.B. um seinen Geschmack gegenüber des Körte'schen zu zeigen: Wer sein Paradies nicht zuschliesst, dem kommt gar bald eine Schlange hinein. Je seltener man das Licht putzt, desto trüber brennt es. Ein Ochs bleibt ein Ochs, auch wenn er französisch brummt. Dr. Diesterweg schliesst seine Besprechung mit den Worten: »Was sagen die Leser dazu? Sind das nicht hübsche Sachen? Hat Herr Wander in der That den Beruf erfüllt, den er sich erwählt? Wir meinen in sehr anerkennenswerthem Grade. Die vorstehenden (funfzig) Beispiele haben wir gar nicht mit Sorgfalt ausgewählt, sondern herausgegriffen. Herr Wander ist ein wahres Sprichwörtergenie.«
Dem Freih. von Reinsberg hat, soviel mir bekannt, noch niemand nachgesagt, dass er selbst Sprichwörter oder dass er überhaupt etwas erfunden habe, man müsste denn die Sprichwörterverdrehungen dazu rechnen, denen wir z.B. in den Grenzboten begegnen. Nach seiner Uebersetzung fremder Sprichwörter zu schliessen, ist auch nicht zu befürchten – Lieb Vaterland kannst ruhig sein –, dass er je eigene Sprichwörter fabriciren werde. Er begnügt sich mit dem Durcheinanderschütteln bereits fabricirter. Auch in Dr. Körte's Verwandelung eines Nabenlochs in ein Nachbarloch kann ich keinen Geniestreich erblicken.
32 Das erste derselben, von denen er behauptet, ich hätte sie »ungescheut« als deutsche Sprichwörter »aufgetischt«, während es von mir selbst fabricirte Sätze seien (vgl. Grenzboten, S. 106), soll sich im Deutschen Sprichwörter-Lexikon, I, 19, befinden und lauten: »Wer sich Anisoren setzen lässt, bedarf keiner Blutegel.« Aber von Anisoren ist ja in meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon gar nicht die Rede; es heisst dort Accisoren. Hier gilt: Erst mache ich eine dumme Brüh', dann recensire ich sie. Unter andern Umständen könnte man dabei an einen Druckfehler denken: wenn aber der Splitterrichter auf einer achtzig bis hundertzeiligen Spalte meines Lexikons oft mit vorherrschender Nonpareilschrift in zwei bis zwölf Sprachen und hundert verschiedenen Mundarten Druckfehler nicht anerkennt, sondern jeden Irrthum, jeden falschen Buchstaben, jede Zeilenverschiebung u.s.w. auf meine Unwissenheit schiebt, wie ist dann ein solcher in den Grenzboten, deren Seiten vierzig Zeilen in grosser, ein und derselben, noch durchschossenen Schrift zählen, annehmbar?
Aber schon dies erste Beispiel hat noch eine andere Seite. Der angeblich von mir »fabricirte« und »ungescheut aufgetischte« Satz ist ein sehr altes Sprichwort, das sich schon in der ersten Auflage der Simrock'schen Sammlung, S. 3 unter Nr. 46 »aufgetischt« findet. Wenn in meinem Deutschen Sprichwörter-Lexikon die Quelle nicht angegeben ist, so wird man den Grund dazu in der Vorrede zum ersten Bande S. XXIV bemerkt finden. Der Grenzbotenschreiber geht aber von der bescheidenen Ansicht aus, alles was er nicht kennt, ist von mir fabricirt.
Den Charakter, den dies erste Beispiel zeigt, trägt der ganze Schmähartikel in den Grenzboten, gegen den der Redacteur die Aufnahme jeder Gegenerklärung zu verweigern den – Muth besass. – Bei diesem Anlass will ich auch des Vorwurfs gedenken, dass ich die Sprichwörter nicht genau citire, sondern eine andere, von mir erfundene Fassung gebe; der Verfasser sucht dies damit zu beweisen, dass ich Sprichwörter aus einer Reinsberg-Düringsfeld'schen Sammlung nicht so buchstäblich anführe, wie sie dort stehen. Er befindet sich aber in einem starken Irrthum, wenn er annimmt, ich habe die [9] Sprichwörter, bei denen zufällig der Name Reinsberg steht, aus dessen Sammlungen entlehnt. Der einfachste Menschenverstand begreift, dass wenn bei einem Satze zehn Verweisungen stehen, dieselben nicht gleichzeitig aus sämmtlichen zehn Quellen entlehnt sein können. Der Druck meines Deutschen Sprichwörter-Lexikon hatte schon (1862) begonnen, ehe die ersten Sammlungen von Reinsberg's erschienen. Wie ich aber auf alle Erscheinungen, die mir während des Drucks zugehen, verweise, so ist dies auch bei seinen Schriften geschehen, zuweilen durch Zusammenstellung verwandter Sprichwörter, zuweilen blos durch Beifügung Namens zu dem in meiner Sammlung längst vorhandenen Sprichwort, in sehr vielen Fällen erst in den Correcturbogen. Habe ich nun Verwandtes aus den von Reinsberg'schen Sammlungen herangezogen oder darauf verwiesen, wofür jeder andere Verfasser nur dankbar sein würde, so sehe ich, dass ich denselben zu viel Ehre angethan habe.
Wenn sich demnach der Name Reinsberg bei Sprichwörtern findet, so heisst das nicht, dass sie aus diesen Sammlungen entlehnt sind, sondern dass sie sich dort mit verwandten Sprichwörtern gleichfalls vorfinden. So steht bei mir II, 1384 unter Kleien 6, sogar mit einer Belegstelle aus Herberger: »Sind auch Kleien da? grunzte die Sau, als Jupiter sie zu Gaste laden liess.« Da ich später das Sprichwort auch im Praktikus der Ida von Düringsfeld fand, habe ich einfach darauf verwiesen. Der mit der Verfasserin des Praktikus nahe verwandte Verfasser in den Grenzboten (S. 110) behauptet aber, ich habe das Sprichwort gefälscht wiedergegeben, wodurch der »wissenschaftliche Werth« meines Deutschen Sprichwörter-Lexikon verloren gegangen sein soll, was doch nur dann angenommen werden könnte, wenn die Reinsberg-Düringsfeld'schen Bücher Originallesarten enthielten und mit Quellenangaben belegten.
Im Praktikus lautet das Sprichwort: »Sind auch Kleien da, fragte die Sau an der Tafel des Löwen.« Ich räume wol ein, dass diese Fassung eine für feine Kreise geeignetere ist. Aber ich pflege die Sprichwörter gern in der ältesten und derbsten Lesart zu geben. Bei mir »grunzt« die Sau; »an der Tafel des Löwen«, welche durch Frau Ida von Reinsberg-Düringsfeld besorgt ist, darf die Sau nicht »grunzen«, sie muss ganz unterthänigst »fragen«.
33 Druckfehler und Wunder sind schwer zu erklären, aber sie können Leuten, die Langeweile haben, als Steckenpferd dienen, in unangebauten literarischen Gegenden darauf herumzureiten, wie der Ritter von der traurigen Gestalt in den Grenzboten thut. So hat er entdeckt, dass I, 58 unter 77 das aus Gaal entlehnte englische Sprichwort: »The young pig grunts like he old sow«, dort irrig: »young people« lautet, und dass II, 909-912 fünf englische Sprichwörter, die vom Ruhm handeln, in den Artikel Hunger gelangt sind; so folgt natürlich daraus, dass das Deutsche Sprichwörter-Lexikon keinen wissenschaftlichen Werth hat, weil ich nicht weiss, dass fame im Englischen Ruhm bedeutet. Ich könnte sagen, dass die englische Sprache den Ruhm, Ruf u.s.w. sinnig nur deshalb mit fame bezeichnet, weil der Ehrgeiz und die Ruhmsucht u.s.w. nur eine andere Art von Hunger sind, aber es liegt dort wirkliches Uebersehen vor, was ich um so bereitwilliger anerkenne, weil diese Fehlerangabe zu den wenigen richtigen gehört, die sich in dem Artikel finden. Wenn nun auch das Wort hunger zu den ersten gehört, die jemand vernimmt, der in Amerika ans Land steigt, so gab es für die Feder in den Grenzboten keine einfachere und näherliegende Erklärung als meine Unwissenheit, die auf alle Fälle und auch auf die fachwissenschaftlich gebildeten Correctoren der Verlagshandlung passt. Wenn sich die Feder in den Grenzboten so weit erheben könnte, würde sie wissen, dass man jetzt noch an der Berichtigung des ursprünglichen Textes der Schiller'schen, Goethe'schen und Shakspeare'schen Werke arbeitet. Aus vielen Beispielen will ich nur eins anführen, um zu zeigen, wie Druckfehler entstehen und sich fortpflanzen: Der Name K. Simrock ist bekannt und hochgeachtet, und man wird annehmen, dass er nicht so unwissend ist, wie ich in den freiherrlich von Reinsberg-Düringsfeld'schen Augen ohne Zweifel deshalb erschien, weil ich blos Lehrer bin und keinen akademischen Titel führe. In der ersten Auflage von Körte steht unter Nr. 762b zur Bezeichnung eines Menschen, mit dessen Wissen es nicht weit her ist, die Redensart: »Er hat ein Buch durch ein Nachbarloch gesehen.« In dieser Fassung ist sie 1846 in die Simrock'sche Sprichwörtersammlung unter Nr. 1377b übergegangen und 1863 in der zweiten Auflage erschienen. In dieser lächerlichen Lesart hat sie sogar aus Simrock den Weg in Grimm's Wörterbuch (II, 469, unter Buch 11) gefunden. Die Redensart lautet aber: »Er hat ein Buch durch ein Nabenloch gesehen.« Da sich die falsche Lesart zuerst bei Körte, den der Grenzbotenkritiker als Autorität gegen mich anruft, findet, so ist anzunehmen, dass er sie selbst fabricirt hat. Es befinden sich in seinem Buch unter 762b, 765c und 5431d drei Redensarten, die bei Franck, I, 1b beisammenstehen und gebraucht werden, »wenn einer seicht gelert, ein Ding zu lernen erst hat angefangen vnd es nit wol kan«. Sie stehen in meinem »nicht wissenschaftlichen« Deutschen Sprichwörter-Lexikon mit buchstäblicher Genauigkeit unter Buch 55, Buchstabe 11 und Sau 366. Körte hat sie alle drei in seiner Art wissenschaftlich verbessert. Die Redensart, um die es sich hier handelt und die bei mir unter Buch 55 quellengenau aufgeführt ist, lautet bei Franck: »Er hat ein buch durch ein neber loch gesehen.« Aus »neber« hat nun Körte »Nachbar« gemacht. Simrock hat diese Verbesserung in seine Sammlung aufgenommen und aus dieser ist sie in das Grimm'sche Wörterbuch gelangt. »Neber« bezeichnet aber nicht den Nachbar; der Näber (vgl. Campe, Wörterbuch, III, 387b) ist vielmehr ein Bohrer, womit die Naben ausgebohrt werden, ein Nabenbohrer, und ein Nabenloch ist eben ein Loch, das durch einen »neber«, Näber oder Nabenbohrer gebohrt worden ist. Nach der witzigen Ansicht des Kammerjägers in den Grenzboten, die Dr. Hans Blum als Evangelium abgedruckt hat, ist dadurch der wissenschaftliche Werth von Grimm's Wörterbuch erschüttert, ja sogar der wissenschaftliche Standpunkt des Dr. W. Körte, K. Simrock's und – der Gebrüder Grimm.
[10] 34 Da der Freih. von Reinsberg-Düringsfeld schon aus den ersten Lieferungen desselben ersehen, dass es zur »wissenschaftlichen Benutzung völlig unbrauchbar« (vgl. Magazin für die Literatur des Auslandes, 1869, S. 2029; ferner von Reinsberg-Düringsfeld, Germanische und romanische Sprichwörter, Vorwort, und endlich in den Grenzboten, I, 1873), so mögen die Leser entschuldigen, wenn ich ein früher bereits anderwärts gedrucktes Schreiben hier zum Abdruck bringe, das der Prof. Dr. Firmenich-Richartz, der Herausgeber von Germaniens Völkerstimmen, nach dem Erscheinen der ersten, noch an vielen, später beseitigten Mängeln leidenden Lieferung an mich richtete. Unterm 18. Dec. 1862 schrieb mir derselbe, ohne dass ich je mit ihm sonst in irgendeiner Beziehung gestanden hatte und also wol kein »blinder Bewunderer«: »Die erste Lieferung Ihres Werks, des Deutschen Sprichwörter-Lexikon, hat mir einen wahren Genuss bewirkt; und ich fühle mich gedrungen, Ihnen meinen herzlichsten und innigsten Glückwunsch für diese echt vaterländische Arbeit, die sich von selbst zu einem wirklichen deutschen Nationalwerke stempelt, auszudrücken. Das deutsche Volk kann sich meines Erachtens Glück dazu wünschen, seine reiche Literatur durch dies gediegene und verdienstvolle Werk wesentlich bereichert zu sehen. Ich kenne das Mühsame und Schwierige solcher Werke aus eigener Erfahrung und weiss deshalb den Werth derselben zu würdigen. Nehmen Sie u.s.w.«
Gerade dieser ersten Lieferung entnimmt nun Freih. von Reinsberg wiederholt die Belege für den wissenschaftlichen Unwerth des Werks, für den ihm entweder das wissenschaftliche Verständniss abgeht, oder den er, was mir wahrscheinlicher erscheint, nicht sehen will. Aus den mehr als hundert erschienenen öffentlichen Urtheilen nur folgende. In Koberstein's Geschichte der deutschen Nationalliteratur (II, 286) wird es ein »vortreffliches Werk« genannt. Gösche's Archiv für Literaturwissenschaft (II, 278) nennt es eine »gigantische Arbeit«. In Herrig's Archiv für neuere Sprachen (XL, 45) heisst es »Wander hat sich durch die Herausgabe seines Deutschen Sprichwörter-Lexikon ein grosses und überaus schätzbares Verdienst um unsere Sprache und zugleich den Dank aller Freunde dieses Literaturzweigs erworben.«
Das Magazin für die Literatur des Auslandes (1865, Nr. 43) sagt nach dem Erscheinen der elften Lieferung: »Wir kommen einer lieben Pflicht nach, indem wir Wander's Deutsches Sprichwörter-Lexikon, das wir seiner culturhistorischen und internationalen Bedeutung u.s.w. wegen neben Grimm's Deutsches Wörterbuch stellen, allen Besitzern von Bibliotheken, in denen kein belehrendes Nachschlagebuch (Book of References) fehlen darf, empfehlen.''
Didaskalia (1865, Nr. 24) nennen es das »Werk eines bewundernswürdigen Fleisses«, eine »verdienstvolle Arbeit, deren Bedeutung für Culturgeschichte, Lebensanschauung, Symbolik u.s.w. in den bereits erschienenen (acht) Lieferungen klar vorliege«.
Aber nach Freih. von Reinsberg-Düringsfeld ohne »wissenschaftlichen Werth«, weil es auf mehr als 5000 Spalten eine Anzahl wirkliche oder von ihm erfundene Druckfehler und Irrthümer enthält.
Die Allgemeine Literaturzeitung (1867, Nr. 31) stellt es neben Grimm's Deutsches Wörterbuch und nennt es ein Werk von deutscher Gründlichkeit und Wissenschaftlichkeit. Sie schliesst ihre Besprechung mit den Worten: »Einen Vorzug hat unser Buch noch vor den meisten, den nämlich, dass, wenn Slawisches citirt wird, dies mit der grössten Correctheit geschieht; kurz, Sorgfalt und Genauigkeit ist ein charakteristisches Merkmal des Buchs von Anfang bis zum Ende.«
Der Oberstudienrath K. Wagner, der, wie ich in der Vorrede zum zweiten Bande bemerkt habe, das Deutsche Sprichwörter-Lexikon von seinem ersten Erscheinen an kritisch begleitet hat, sagt in der Allgemeinen Schulzeitung (Darmstadt 1866, Nr. 4): »Druckfehler sind, trotz der kleinen Lettern in den Belegstellen aus fremden Sprachen, selten.«
Die Neue Stettiner Zeitung (1867, Nr. 281): »Deutscher Bienenfleiss hat hier ein Werk zusammengetragen, dem die Literatur keines Volks eins völlig zur Seite zu setzen hat. Selbst das berühmte Spreekwoordenboek der Nederlandsche taal von Harrebomée hat nicht den Reichthum aufzuweisen, den das Wander'sche Werk in zunehmender Vollendung er reicht. Die Literatur ist nicht nur aus den einschlägigen Sammelwerken geschöpft, es sind auch die Schriftsteller seit dem 16. Jahrhundert in steigender Ausdehnung durchsucht; Kalender, Zeitungen, Flugschriften sind als der lebendig sprudelnde Quell des Volksmundes benutzt.«
Schlesische Provinzialblätter (1864, S. 345): »Nachdem sechs Lieferungen erschienen sind, ist es wol Zeit von diesem allgemeinen deutschen Nationalwerk Notiz zu nehmen, dem die gesammte deutsche wissenschaftliche Presse, so weit wir dieselben zu übersehen vermögen, ihre Anerkennung nicht hat versagen können ... Druckfehler u.s.w., insbesondere fremdsprachliche, diese bösen Thiere, sind schwerlich ganz bei einem Werke zu vertilgen, zumal von gedrängtem innern Bau: selbst Prachtwerke können damit aufwarten. Allein wir können aus genauer Kunde versichern, dass auf diesen Theil des typographischen Lebens in der Brockhaus'schen Officin die grösste Sorgalt verwandt wird; es sind fachmännische, resp. gelehrte Correctoren für jedes Sprachgebiet angestellt und solche selbstredend auch für dies Lexikon in Thätigkeit. Auch müssen wir sagen, dass uns unsere eigene Druckfehlerjagd (eine alte Passion) eine verschwindende Ausbeute geliefert hat.«
Aus der grossen Anzahl noch vorliegender Urtheile will ich nur noch eins aus der englisch-amerikani schen Presse beifügen. The Nation (Neuyork vom 5. Sept. 1867) sagt: »Such a collection from printed sources and from verbal communications which besides the comparison noted, preserves the origin of the principal proverbs by anecdotes of the incidents which gave rise to them, has never till now existed in the German or any other literature. In its scientific aspect nearly equal in value to Grimm's German Dictionary, it is also an always fresh source of entertaining reading.«
[11] 35 »Nur Eine Stimme«, sagt Dr. H. Schramm in Paul Lindau's Gegenwart (Berlin vom 19. Oct. 1872, Nr. 39), der durch seine vielseitige Bildung zu einem Urtheil um so eher berufene Herausgeber des Moniteur des Dates, als er mir ebenfalls völlig fremd das Deutsche Sprichwörter-Lexikon von seinem Erscheinen an kritisch und unterstützend begleitet hat, »ist mir allerdings begegnet, die sich entblödet, dem auf jeder Spalte das Gepräge einer vierzigjährigen mühevollen Arbeit, eine eisernen Fleisses tragenden Werke den wissenschaftlichen Werth abzusprechen. Hier sind nur zwei Fälle möglich: entweder ist die gesammte deutsche Kritik blind, oder diese einzige Stimme ist nicht sachlichen Motiven gefolgt.«
36 Die Presse (Wien vom 11. Juli 1872, Beilage zu 188) sagt: »Mehrere dieser Bände weisen eine solche Aehnlichkeit miteinander auf, dass man sie blos als verschiedene Zubereitungsformen derselben Sache betrachten muss. Wer einmal einen Blick in ein Kochbuch gethan hat, weiss, in wie viel verschiedenen Formen z.B. Kartoffeln zubereitet werden können. Das Siamesenpaar hat eine allen Völkern der Erde angehörige Anzahl Sprichwörter in einen Kessel gethan, sie durcheinander gerüttelt, und es ist so das Sprichwort als Humorist herausgekommen. Während dieser Band gedruckt wurde, ward der Kessel aufs neue umgerührt, und es kam das Sprichwort als Praktikus heraus u.s.f.''
[12] 37 Grosse Geister arbeiten schnell. Erasmus begann 1496 Sprichwörter zu sammeln, und soll diese Arbeit in »wenig Tagen« zu Stande gebracht haben. (Vgl. Nopitsch, 177.)
38 Der bereits erwähnte Artikel in der Presse veranschaulicht uns das Verfahren. »Man schüttet den gesammten Inhalt derselben wieder in einen grossen Topf, macht ein vergleichendes Sprichwörterbuch mit neuem Titel daraus und versichert hoch und theuer, daas es das erste Sprichwörterbuch sei, das wissenschaftlich Werth habe.
39 Die wiener Presse sagt: »Für den gesammten Inhalt hat man keine andere Garantie, als Ida und Otto, oder Otto und Ida.«
40 Als Ersatz vielleicht für das Quellenverzeichniss hat der Bearbeiter des Sprichworts als Praktikus sein Buch dem deutschen Kaiser gewidmet. Ich wurde unwillkürlich dabei an einen praktischen Yankee erinnert. Als ich im Jahre 1851 in Washington lebte – Freih. von Reinsberg-Düringsfeld mag hieraus ersehen, dass ich auch einmal aus den engen Schulstubenfenstern und über das A-b-c hinausgeschaut habe – wurde erzählt, dass ein Amerikaner eine Schlafmütze erfunden und dem Präsidenten überreicht habe, die ausserordentliche Vorzüge besitzen (z.B. Mosquitos abwehren u.s.w.) sollte und worauf er ein Patent verlangte.
41 Dr. H. Schramm in dem erwähnten Artikel der Gegenwart sagt S. 248: »Ich weiss nicht, was die Verfasser (des Freih. von Reinsberg'schen Buchs) zur wissenschaftlichen Benutzung für nothwendig erachten. Wie aber das Wander'sche Lexikon den Begriff »wissenschaftlich« auffasst, zeigt uns Ein Beispiel. Wir schlagen den zweiten Band auf und stossen da auf den Artikel »Krähe«, der allein 148 Sprichwörter aufführt. Unter Nr. 47 steht: »Eine krahe hackt der andern kein auge aus.« Dahinter nun finden sich bis auf Luther zurück achtundzwanzig Quellenschriften, in denen das Sprichwort in verschiedenen Fassungen, Schreibungen und Anwendungsformen vorkommt. Was die Mundarten anbetrifft, so ist in Betreff Hannovers auf Schambach, Westfalens auf Woeste und Firmenich, des Niederrheins auf Firmenich, Waldecks auf Curtze und Schlesiens auf Gomolcke verwiesen. Köln ist vertreten durch Weyden, Steiermark durch Firmenich, Siebenbürgen durch Schuster, Oberösterreich durch Baumgarten; die theologische Anwendung durch Luther und Mathesy, die sprachliche durch Schottel, die juridische durch Pistorius, die pädagogische durch Hollenberg, die naturgeschichtliche durch Naumann und Gesner. Dann folgen die sinnverwandten Sprichwörter aus vierzehn Sprachen mit Quellenangabe, (nicht blos) germanische, (und) romanische, (sondern auch) slawische. Sie werden in alphabetischer Ordnung aufgeführt, welche überhaupt die gesammte Verarbeitung des Materials im Wander'schen Werke mit peinlicher Genauigkeit beherrscht, also bei unserm Beispiel: Böhmisch (Čelakovský), französisch (Leroux, Bohn, Gaal, Masson), holländisch (Harrebomée), italienisch (Gaal und Masson), krainisch und kroatisch (Čelakovský), lateinisch (Binder, Seybold u.a.) u.s.f.«
»Selbstredend«, fährt der Verfasser fort, »hat nicht jedes Sprichwort eine so ausgedehnte Literatur, weil sein Anwendungskreis ein beschränkterer ist; aber diese Bearbeitungsform ist im ganzen Sprichwörter-Lexikon von Wander consequent durchgeführt. Ob nun nach der gegenwärtigen Entwickelung der Sprichwörterliteratur noch höhere Ansprüche an eine wissenschaftliche Sammlung zu stellen sind, weiss ich nicht u.s.w.«
[13] 42 Nach der Schlesischen Zeitung (1869, Nr. 577) ist in Köln eine Freisprechung von einem dortigen Gericht erfolgt. Es war jemand angeklagt, weil er gewissen Branntwein »reines Gotteswort« genannt hatte, worin Religionsverspottung erblickt wurde. Der Vertheidiger wies nach, dass dies eine sprichwörtliche Redensart sei und berief sich dabei auf das Deutsche Sprichwörter-Lexikon, II, 112, Gotteswort 3.
43 Im Vorwort wird versichert, eine »so umfangreiche, ausschliesslich vergleichende Zusammenstellung von Sprichwörtern in mehr als sechs Sprachen besitze noch keine Literatur der Welt«, weshalb die Herausgeber »wiederholt aufgefordert worden seien«, die von ihnen »veranstaltete Sammlung im Originaltext (ohne Quellenangabe?) zu veröffentlichen''. Aber wie überzeugt man sich denn ohne Quellennachweis davon, dass man den Originaltext erhält?
44 Erinnert mich an ein schweizer Sprichwort: 'S Schaffe ist em en G'spass, aber er g'spasset nid gern. (Sutermeister, 61.) Man kann daraus, wie aus den Grenzboten (S. 111), wo es ein »völlig unnützes Bemühen« genannt wird, dass ich im Deutschen Sprichwörter-Lexikon auch solche Autoren als Quelle genannt habe, »welche nie eine deutsche Sprichwörtersammlung herausgegeben haben«, ersehen, was für seltsame Vorstellungen der Verfasser von Quellen und Quellenangaben besitzt. Sprichwörtersammlungen sind gerade die Quellen vom geringsten Werthe, da sie aber die verbreitetsten Bücher dieser Art sind, so muss man sie nennen, weil daraus sich jeder überzeugen kann, dass das betreffende Sprichwort vorhanden gewesen und nicht etwa blos zum Privatvergnügen fabricirt worden ist. Die Grenzboten verlangen vom Quellenautor nicht etwa, dass er selbst Sprichwörter gesammelt habe, er ist als solcher fertig, wenn er eine Sprichwörtersammlung »herausgegeben« hat. Nichts ist aber leichter als dies. Wer unter derartige Quellenautoren kommen will, darf sich blos von der Firma Freih. von Reinsberg-Düringsfeld, welche in wenigen Jahren über 2/3 Dutzend dergleichen Sammlungen »herausgegeben« hat, das Recept erbitten. Er kann es aber auch ohne Recept versuchen, indem er aus irgendeiner andern Sammlung einige hundert Sprichwörter ausschreibt, durcheinander schüttelt und drucken lässt. Ich verstehe unter Quelle die Schrift, in der das Sprichwort gefunden worden ist. Besonders willkommen sind mir die Angaben dann, wenn das Sprichwort in seiner Anwendung vorkommt. Mir erscheint ein vergilbtes Blatt, das ein paar alte Sprichwörter enthält, unter Umständen werthvoller als eine mittels Schüttelapparat [14] fabricirte Sprichwörtersammlung. So macht es mir in diesem Augenblick grosse Freude, das Sprichwort vom Rübezahl in die Correcturfahne nachzutragen, das bisjetzt in keiner einzigen deutschen Sprichwörtersammlung zu finden gewesen ist.
45 »Wenn hier und da einige Fehler stehen geblieben sind, so möge man es damit entschuldigen, dass es fast unmöglich ist, über zweihundert Dialekte so gründlich zu verstehen, um jeden Fehler des Textes augenblicklich zu sehen. Dies mag auch als Entschuldigungsgrund dienen, wenn in Uebersetzungen aus so viel Sprachen und Dialekten irgendwelcher Irrthum vorkommen sollte, besonders da die Hülfsmittel zum Verständniss der Mundarten meistens noch äusserst mangelhaft sind oder uns wenigstens nicht zu Gebote gestanden haben.« So schreibt Freih. von Reinsberg, der darüber Geschrei erhebt, weil bei mir hier und da ein Fehler stehen geblieben ist, während seine Arbeit dem blossen Besorgen der Correctur meines Deutschen Sprichwörter-Lexikon gegenüber fast als Erholungsbeschäftigung betrachtet werden kann.
[15] 46 Kurz nach dem Tode Wander's erschienen in vielen Zeitungen und Zeitschriften theils ausführliche, theils gedrängte Berichte über ihn und sein Wirken. Wir nennen hier beispielsweise: »Der rothe Wander« (Gartenlaube, 1879, Nr. 27); »Karl Friedrich Wilhelm Wander« (Schmiedeberger Sprecher, 1879, Nr. 513-514); »Ein Märtyrer der Reaction« von W.G. (Neue Freie Presse, 1879, Nr. 5361); »K.F.W. Wander« von C. Mayreder (Volksschule, 1879, Nr. 30-31); »Friedrich Wilhelm Wander« (Oesterreichischer Schulbote, 1879, Nr. 13); »Ein Sprichwörter-General« (Teplitz-Schönauer Anzeiger, 1879, Nr. 27); Sächsische Schulzeitung (1879, S. 253); »Zum Gedächtniss Wander's« (Schlesische Schulzeitung 1880, Nr. 24).
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42 Seiten, 3.80 Euro
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
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