Besorgen

[916] Besorgen, verb. reg. act. 1) Sorge für etwas tragen, sorgen, daß etwas geschehe. Ein Geschäft besorgen. Das Hauswesen besorgen. Wer besorgt die Pferde? wer sorgt dafür, daß Pferde bestellet werden, ingleichen, daß die Pferde ihre gehörige Pflege erhalten? Es ist alles besorgt. In dieser Bedeutung wird zuweilen auch das Participium der vergangenen Zeit in[916] der thätigen Bedeutung gebraucht. Besorgt für etwas seyn, Sorge dafür tragen. Für die Wirthschaft besorgt seyn. Ich bin für dein Glück besorgt.


Und stets besorgt für ihre Nahrung seyn,

Gell.


Doch ist diese Form in der folgenden Bedeutung üblicher. 2) In Sorgen stehen, daß etwas Unangenehmes geschehe. Einen Krieg besorgen. Ich besorge, die Sache möchte anders ausschlagen. Es ist sehr zu besorgen, daß das Wetter nicht beständig seyn werde. Dieses Verbum als ein Reciprocum zu gebrauchen, ich besorge mich, besonders mit der zweyten Endung der Sache, sich eines Unfalles, eines Krieges besorgen, welche Wortfügung mehrmahls in der Deutschen Bibel vorkommt, ist Oberdeutsch. Wohl aber ist im Hochdeutschen das Participium der vergangenen Zeit in der thätigen Bedeutung üblich. Um oder wegen etwas besorgt seyn, in Sorgen stehen. Ich bin sehr besorgt um dich. Wir sind wegen dieser Sache lange besorgt gewesen. Was mich besorgt macht, ist dieses u.s.f. Auch als ein Adjectiv ist es in dieser Gestalt so selten nicht.


Kaum hört es die Vergänglichkeit,

So schlug mir ihr besorgter Neid

Mit diesem Hand und Feder nieder,

Günth.


Stets hängt über unsern Wiegen

Dein besorgter wacher Blick,

Weiße.


Schon lange hast du meine besorgte Zärtlichkeit mit Kaltsinn beantwortet, Dusch. Allein das Participium der gegenwärtigen Zeit in passiver Bedeutung gebrauchen, und aller besorgenden Gefahr vorbeugen, wollen, ist im Hochdeutschen unerlaubt.

Daher die Besorgung in beyden Bedeutungen.

Anm. Bisuorgan kommt schon bey dem Ottfried und Tatian in beyden Bedeutungen vor. In der ersten ist auch das Schwedische besorja üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 916-917.
Lizenz:
Faksimiles:
916 | 917
Kategorien: