[1122] Der Bolzen, des -s, plur. ut nom. sing. ein starkes, rundes, zuweilen spitziges Werkzeug verschiedener Handwerker und Lebensarten. Besonders, 1) ein vorn etwas zugespitzter Pfeil, der von einer Armbrust abgeschossen wird.
Schlacht auf eur Armbrost einen poltz
Und schiest ihn herab,
Theuerd. Kap. 71.
Es lässet sich nicht alles Holz zu Bolzen drehen, non ex quovis ligno fit Mercurius, weil die Bolzen sehr genau und aus gutem Holze gedrehet werden müssen. Einem alles zu Bolzen drehen, übel auslegen. Die Bolzen verschießen, die ein anderer gedrehet hat, eines andern Anschläge in das Werk richten. Einem die Bolzen fiedern, Mittel und Wege zur Ausführung einer Sache an die Hand geben. Alle diese figürlichen Redensarten sind nur noch im gemeinen Leben üblich. 2) Das Eisen, welches glühend gemacht und in ein Bügel- oder Plätteisen gesteckt wird, im Oberdeutschen der Stahl; vermuthlich, weil diese Eisen ehedem eine Cylinder-Förmige Gestalt hatten. 3) Ein starker runder Nagel, der an dem einen Ende einen Kopf, an dem andern aber gemeiniglich eine längliche Öffnung für einen Nieth oder auch eine Schraube hat, und an verschiedenen Werkzeugen vorkommt. Dergleichen Bolzen befinden sich an den Lavetten zur Befestigung der Wände, an den Wägen zur Befestigung der Deichsel, an den Fensterläden, sie damit zu verschließen, an den Rollen in den Kloben u.s.f. 4) Im Bergbaue und bey den Minirern, ein gerader Baum, welcher das Einfallen des Erdreiches[1122] verhindert; daher im Bergbaue, auf den Polz stehen, oder mit einem Verbo bolzen, so viel bedeutet, als Acht geben, ob nicht ein Aufseher kommt. Indessen bedeutet polaz, poladacz im Wendischen überhaupt lauern; daher es in dieser Bedeutung wohl auch ein Überrest dieser Sprache seyn könnte. 5) Ein Keil, besonders bey den Bergleuten und bey den Schustern; die erstern nennen die eisernen Keile, die verfahrnen Wände damit zu gewinnen, die letztern aber die Keile, womit die Richtleisten aus einander getrieben werden, Bolzen.
Anm. Ehedem wurde auch der Balken an einer Wage, der Bolz genannt. Apherdian nennet einen Gänsekiel einen Gansenbolz, und ein altes Vocabularium von 1482 den Dreschflegel einen Ackerpolz. In Niedersachsen bedeutet es auch die Keule von einem geschlachteten Viehe, einen Schlägel, und in eben dieser Mundart wird es auch für Fessel, Fußeisen gebraucht, welche Bedeutung auch das Schwed. Bult hat. Übrigens lautet dieses Wort im Nieders. Bolte, im Dänischen, Engl. und Angels. Bolt, im Holländ. Bout, im Ital. Bolzone, und im Franz. Boulon, und bedeutet in allen diesen Sprachen so wohl einen Pfeil zu einer Armbrust, als auch einen Riegel. Im Böhmischen ist Palice ein Hammer, Schlägel, und Pölice ein hölzernes Gestell. Die Abstammung dieses Wortes ist ungewiß, weil mehrere Wörter Anspruch darauf machen können. So fern es einen Pfeil bedeutet, kommt es so wohl mit diesem Worte, als auch mit Beil überein, und kann seinen Nahmen so wohl der Spitze, als auch dem Begriffe des Werfens zu danken haben. S. Beil, Pfeil, und Bollwerk in der Anm. So fern es ein starkes gerades Werkzeug ist, kann es zu Bohle, Pfahl, Boller u.s.f. gehören, und wegen des Begriffes der Ründe könnte man es auch zu boll, rund, rechnen; denn -zen ist eine bloße Ableitungssylbe, Bol-zen, für Bolt-sen. In einigen Mundarten, besonders der Oberdeutschen, lautet es der Bolz, des -es, plur. die Bolze, oder Bölze.