Fehler, der

[76] Der Fêhler, des -s, plur. ut nom. sing. Diminut. das Fehlerchen, Oberd. Fehlerlein, ein Hauptwort, welches vermittelst der Endsylbe -er von dem vorigen Zeitworte gebildet worden. 1. Eine Sache, welche fehlet oder fehl schläget; in welchem Verstande es von Loosen, bey dem Kegelschieben, Scheibenschießen u.s.f. gebraucht wird, im Gegensatze des Treffers. Ich weiß noch nicht, ob mein Loos unter den Treffern oder unter den Fehlern seyn wird. Auf jemandes Fehler halten, im Kegelschieben. 2. Eine Abweichung von der Vollkommenheit. 1) Von der physischen Vollkommenheit. Das Thier hat einen Fehler an sich. Einen Fehler am Auge haben. Er hat einen Fehler am Rücken, ist bucklig. Die Uhr hat viele Fehler. 2) Von der sittlichen Vollkommenheit, eine unvorsetzliche Abweichung von der Regel der Kunst, der Klugheit, des Gesetzes u.s.f. Einen Fehler begehen. Seinen begangenen Fehler gestehen. So ein kleines Fehlerchen entschuldigt die Mode. Er schreibt, spricht ohne Fehler. Ein Fehler wider die Sprachkunst, wider die Mode, wider die guten Sitten. Ein Sprachfehler, Schreibfehler, Druckfehler, Lehensfehler u.s.f. Es ist ein Fehler vorgegangen, begangen worden. Fehler in einer Rechnung. Einen Fehler verbessern. Das ist nicht mein Fehler, ist nicht meine Schuld. Ingleichen fehlerhafte, unvollkommene Neigungen, Beschaffenheiten des Gemüthes. Er hat viele Fehler an sich, ist voller Fehler. In der gemilderten Schreibart pfleget man oft Laster, vorsetzliche und herrschende Abweichungen von der sittlichen Vollkommenheit, aus Höflichkeit Fehler zu nennen; wenn man z.B. von einem Trunkenbolde sagt, er habe den Fehler an sich, daß er gern trinke. S. Fehl das Hauptwort, welches im Hochdeutschen durch dieses Wort verdränget worden.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 76-77.
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