Gewende, das

[659] Das Gewênde, des -s, plur. ut nom. sing. von dem Zeitworte wenden. 1. Die Handlung des Wendens oder Umwendens, wo dieses Wort vornehmlich in der Landwirthschaft üblich ist, und 1) das Umwenden mit dem Pfluge im Pflügen auf langen Ackerrücken bezeichnet. Ein Gewende machen, mit dem Pfluge umwenden. 2) Noch häufiger wird es als ein Feldmaß gebraucht, ein Stück Ackers von solcher Länge bezeichnen, als man mit dem Pfluge in gerader Linie, ohne umzuwenden, zu pflügen pfleget. Das Obergewende, das Mittelgewende, das Untergewende, wenn ein langer Acker in drey solche Theile getheilet wird. Gemeiniglich hat ein Gewende sein bestimmtes Maß, welches sich aber nicht überall gleich ist. An den meisten Orten kommt es mit einem Morgen überein. In der Lausitz hält es 180 Schritte oder 240 Leipziger Ellen in der Länge, und 65 5/16 sechsfurchige Beete, jedes von 23/4 Ellen, also 180 Ellen in der Breite; so daß 171/2 Gewende eine Hufe machen. In Böhmen und Österreich, wo dieses Wort auch Gewanten oder Gwanten lautet, ist es so viel als ein Morgen, so daß 60 Gewende eine Meile machen. 3) Der Ort, wo andere Äcker der Breite nach an andere anstoßen und sich enden, wird in manchen Gegenden gleichfalls ein Gewende, und wenn sich daselbst viele Äcker enden, ein Hauptgewende genannt. 2. Was gewendet wird, doch nur in einigen Fällen. 1) Die von dem Hirsche im Fliehen mit dem Geweihe umgewandten Blätter oder abgebrochenen Äste in den Dickichten heißen bey den Jägern ein Gewende, ingleichen die Himmelsspur oder das Himmelszeichen, im Gegensatze der Spur auf der Erde. 2) So viel Dinge Einer Art, als zur Umwechselung nöthig sind, dergleichen man in vielen Fällen, mit einem Französischen Worte, eine Garnitur zu nennen pflegt. Ein Gewende Kleider, Tapeten, Schnallen u.s.f. Ein Gewende Pferde, ein Gespann. 3) Ein Graben, S. 1 Gewand.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 659.
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