Harnisch, der

[976] Der Hárnísch, des -es, plur. die -e. 1) Eine eiserne oder stählerne Bekleidung des ganzen Leibes und seiner Theile, zur Sicherheit im Kriege; welche bey den Soldaten am häufigsten ein Küraß genannt wird. Der volle Harnisch, die ganze Rüstung, womit man sich vom Haupte bis auf die Füße bekleidet. Der Brustharnisch, so fern diese Rüstung nur die Brust bedeckt; ehedem die Brüne, die Platte. Auch der Helm kam ehedem zuweilen unter dem Nahmen des Kopf- oder Hauptharnisches vor. Einen Harnisch anlegen. Jemanden in den Harnisch jagen, oder treiben, figürlich, ihn zornig machen, in Zorn setzen. In Harnisch gerathen, zornig werden, sich entrüsten. Im Bergbaue ist der Harnisch figürlich, die Ablösung des Erzes von dem Gesteine, im Hangenden oder Liegenden. Der Gang führet einen glatten Harnisch, wenn er sich von dem Gesteine gut ablöset. 2) An den Stühlen der Seidenweber, werden der Rahmen, die Arkaden, die Oberlitzen, das Glasauge und die Unterlitzen zusammen genommen, der Harnisch, Franz. le Corps, genannt. Vielleicht nach dem Ital. Arnese, welches allerley Geräth und Werkzeug bedeutet. Bey den Damastwebern machen die Garnschnüre, welche die Kette hinten am Stuhle senkrecht durchschneiden, den Harnisch aus. Sie durchbohren ein hölzernes Bret, welches daher das Harnischbret oder die Planke genannt wird.

Anm. In den mittlern Zeiten in der ersten Bedeutung, Harnachs, im Schwabensp. Harnasch, im mittlern Lat. Harnascha, im Engl. Harness, im Franz. Harnois, Harnas, im Span. Arnes, im Ital. Arnese, im Dän. und Schwed. Harnesk, im Isländ. Harneskia. Hickes leitete es von dem Goth. Hairns, das Hirn, Gehirn, her, als wenn anfänglich nur allein der Helm den Nahmen des Harnisches geführet hätte, welches aber unerweislich ist. Wachters und Frischens Ableitung von ähren, ehern, eisern, Wallis. Hajaru, Eisen, Angels. iren, eisern, ist um ein gutes Theil wahrscheinlicher. Harnisch würde alsdann überhaupt ein jedes eisernes Geräth oder Werkzeug bedeuten, und daher ließe sich denn erklären, warum Arnese im Ital. noch jetzt von allerley Geräth gebraucht wird. Indessen muß doch auch das mittlere Lat. Garnachia, Garnacia, Guarnacia, Ital. Guarnaccia, in Betrachtung gezogen werden, welches sehr häufig vorkommt, und ein langes Kleid bedeutet, Veste longa[976] che si porta di sopra forse Zimarra; man müßte denn beweisen können, entweder, daß dieses ein von Harnisch ganz verschiedenes Wort sey, oder daß man ein langes Kleid nur nach einer Figur einen Harnisch genannt habe. Das mittlere Lat. garnire, Franz. garnir, welches eigentlich bedecken, mit allem Nöthigen versehen, ausrüsten, bedeutet, ist bekannt. Davon bedeutete Garniso unter andern auch eine Art der Rüstung, welche vermuthlich nichts anders als ein Harnisch war. S. des du Fresne und Carpentier Gloss. und von diesem Garniso lässet sich sehr bequem so wohl unser Harnisch, als auch das vorhin gedachte Garnachia, ein langes Kleid, ableiten. Über dieß ist bekannt, daß der Harnisch keine Deutsche Erfindung ist, sondern uns erst durch die Italiäner und Franzosen bekannt geworden, da man denn von ihnen zugleich den Nahmen mit angenommen haben kann.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 976-977.
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