[821] Harnisch, Christian Wilhelm, Pädagog, geb. 28. Aug. 1787 in Wilsnack, gest. 15. Aug. 1864 in Berlin, widmete sich seit 1806 in Halle und Frankfurt a. O. theologischen und pädagogischen Studien, kam nach kurzer Hauslehrerzeit, während der er für Pestalozzis pädagogische Ideen gewonnen ward, 1809 als Lehrer an Plamanns Institut in Berlin und genoß hier anregenden Umgang mit Fichte, Schleiermacher, Köpke, Zeune, Jahn, Friesen u. a. Seit 1812 erster Lehrer am neuen Schullehrerseminar zu Breslau, hörte und hielt er gleichzeitig akademische Vorlesungen und widmete sich mit Eifer der Hebung des schlesischen Volksschulwesens. Sein Eintritt in das Heer (1813) scheiterte am Widerspruch des Ministers, der ihn für unabkömmlich erklärte. Später geriet er als Freund der burschenschaftlichen Ideen in Ungunst bei der Regierung. In dem bekannten Breslauer Turnstreit (1819) trat H. warm für die Sache des Turnens auf, konnte aber die Schließung seines Turnplatzes nicht abwenden. 1821 wurde er zum Direktor des Schullehrerseminars in Weißenfels ernannt, das unter ihm den Ruf einer Musteranstalt erwarb. 1842 ging er als Pfarrer nach Elbei bei Wolmirstedt und trat 1861 in den Ruhestand. Seine Schriften sind zahlreich, in den spätern überwiegt das theologische Interesse. Hervorzuheben sind: »Die deutschen Volksschulen« (Berl. 1812), umgearbeitet u. d. T.: »Handbuch für das deutsche Volksschulwesen« (Bresl. 1820, 3. Aufl. 1839; neue Ausg., Langensalza 1893); »Das Turnen« (Bresl. 1819); »Frisches und Firnes zu Rat und Tat« (Eisleb. 183539, 3 Bde.); »Der jetzige Standpunkt des gesamten preußischen Volksschulwesens« (Leipz. 1844). Außerdem gab er heraus die Zeitschriften: »Der Schulrat an der Oder« (Bresl. 181520, 24 Hefte; neu hrsg. und überarbeitet von Plath, Leipz. 1900); »Der Volksschullehrer« (Halle 182428) und das Sammelwerk: »Land- und Seereisen« (Leipz. 182132, 16 Bde.). Nach seinem Tod erschien: »Mein Lebensmorgen. Zur Geschichte[821] der Jahre 17871822« (hrsg. von Schmieder, Berl. 1865).