Lehne (4), die

[1980] 4. Die Lehne, (auch mit einem dunkeln e,) plur. die -n, ein Wort, welches den Begriff der schiefen Richtung, der Abweichung von der senkrechten Linie hat. 1) Die abhängige Seite eines Berges oder Hügels, besonders wenn sie sich sanft, nicht steil erhebt, wird in vielen Gegenden eine Lehne genannt. Die Sommerlehne, die mittägliche Seite eines Berges. Die Winterlehne, die mitternächtliche. Daher denn an einigen Orten auch solche sanft aufsteigende Hügel oder kleine Berge selbst Lehnen, und wenn sie sich auf dem Acker befinden, Ackerlehnen und Feldlehnen genannt werden. Schon bey dem Ulphilas ist Hlains ein Hügel, Schwed. Lena; wohin auch das Griech. κολωνƞ gehöret. 2.) Die schiefe Richtung selbst; im gemeinen Leben einiger[1980] Gegenden und ohne Plural. In der Lehne stehen, eine von der senkrechten Richtung abweichende Stellung haben. Ein Mensch lieget in der Lehne, wenn er sich an etwas lehnet. 3) Derjenige Theil an einem Dinge, woran man sich lehnet. Die Lehne an einem Stuhle, an einer Bank. Die Armlehne eines Stuhles, worauf man den Arm lehnet. Die Brustlehne, z.B. an einem Fenster, worauf man sich mit der Brust lehnet. Eine Lehne, so fern dieses Wort unmittelbar von dem Zeitworte lehnen abstammet, bedeutet bloß ein Ding, dessen einzige und nächste Bestimmung ist, sich daran oder darauf zu lehnen. Ist aber ein solches Ding zunächst dazu bestimmt, das Hinunterfallen anderer Körper zu verhindern, so heißt es ein Geländer, welches Wort allem Ansehen nach zu einem ganz andern Stamme gehöret. Indessen werden doch beyde häufig verwechselt; besonders wenn ein solches Geländer auch zugleich zur Lehne dienet. Wenn du ein neu Haus bauest, so mache eine Lehne darum auf deinem Dache, auf daß du nicht Blut auf deinem Hause ladest, wenn jemand herab fiele, 5 Mos. 22, 8; wo eigentlich das Wort Geländer stehen sollte.

Nieders. Läne. Willeram nennt eine Lehne in der letzten Bedeutung Lineberga, von leinen, lehnen. S. das folgende Zeitwort.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 2. Leipzig 1796, S. 1980-1981.
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