Niesen

[507] Niesen, verb. reg. neutr. welches das Hülfswort haben erfordert, und die heftige mit einem erschütternden Geräusche verbundene Ausstoßung der Luft, besonders aus der Nase, bezeichnet, welche von einer convulsivischen Zusammenziehung aller zum Athemholen dienlicher Muskeln, auf Veranlassung der Geruchsnerven herrühret. Schnupftabak macht niesen. Daher das Niesen.

Anm. In den Monseeischen Glossen niusan, wo auch Niosunga das Niesen ist, im heutigen Oberd. niesten, im Engl. mit vorgesetztem Zischlaute to sneeze, im Dän. nyse, im Schwed. nysa, njusa, im Angels. niesan, im Isländ. mit der gewöhnlichen Vertauschung des r und s, nera, womit auch das Hebr. נחירים überein kommt. Es ist ohne Zweifel eine Nachahmung des mit dem Niesen verbundenen Lautes, so wie schnäutzen einen andern verwandten Laut ausdruckt. Ein Nieser, Oberd. Niester, ein einmahliges Niesen, ist nur im gemeinen Leben üblich. Die letzte Hälfte de Lat. sternutare scheint vermöge der so häufigen Vertauschung des s und r gleichfalls hierher zu gehören. Die Niedersachsen sagen statt dieses Zeitwortes prusten, prußen, und auch im Hochdeutschen sagt man von den Pferden, daß sie brausen, wenn sie niesen. In Franken ist auch pfnischen üblich.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 507.
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