Pfeife (2), die

[716] 2. Die Pfeife, plur. die -n, Diminut. das Pfeifchen, Oberd. Pfeiflein, ein noch in vielen Fällen des gemeinen Lebens übliches Wort, einen hohlen Raum, eine Röhre, und mit einer Röhre versehenes Ding zu bezeichnen. So werden die Zellen in den Wachsscheiben der Bienen häufig Pfeifen genannt. S. Honigzelle und Mutterpfeife. Die Dülle oder Röhre im Leuchter heißt im gemeinen Leben die Pfeife, Nieders. Pipe, und diesen Nahmen führen in Niedersachsen auch die Brunnenröhren und andere Röhren, durch welche Wasser geleitet wird. In den Marschländern sind die Gräben und Kanäle, durch welche das innerhalb eines Deiches oder Dammes eingedrungene Wasser abgeleitet wird, unter dem Nahmen der Pfeifen, Nieders. Pipen, bekannt. Die Röhrbeine oder großen Röhrknochen an den Menschen und Thieren heißen im gemeinen Leben häufig Pfeifen. Bey den Gärtnern ist die Pfeife die mit einem Auge versehene und in Gestalt eines breiten Ringes von einem Schößlinge abgestreifte Rinde, welche auf ein anderes seiner Rinde vorher beraubtes Reis gezogen wird. S. 1 Pfeifen. Die Pfeife der Weber ist ein kleines Röhrchen in dem Schützen oder der Spuhle, welches auf einem eisernen Drahte steckt. Am bekanntesten ist unter diesem Nahmen eine am Ende mit einem Kopfe versehene Röhre, wodurch man den Rauch des angezündeten Tobaks an sich ziehet; die Tobakspfeife oder nur Pfeife schlechthin. Eine thönerne, hörnerne Pfeife. Eine Pfeife Tobak rauchen, so vielen Tobak rauchen, als sich auf ein Mahl in den Kopf der Pfeife füllen lässet. Die Pfeife stopfen, anzünden, ausrauchen u.s.f. In der Bedeutung eines Fasses ist das Niederdeutsche Pipe üblicher, S. dasselbe. Es kann seyn, daß in einigen dieser Fälle auf die Ähnlichkeit mit der folgenden Pfeife gesehen worden. Aber im Ganzen scheinet dieses Wort eben so wenig eine Figur davon zu seyn, als das vorige, sondern überhaupt den Begriff des hohlen Raumes auszudrucken, da es denn ein naher Verwandter von dem Lat. Fovea seyn würde. S. 1 Pfeifer.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 716.
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