[716] 3. Die Pfeife, plur. die -n, Diminut. das Pfeifchen, Oberd. Pfeiflein, eine hohle Röhre, welche vermittelst der eingeblasenen Luft einen hellen pfeifenden Ton von sich gibt. Sie jauchzen mit Pauken und Harfen und sind fröhlich mit Pfeifen, Hiob 21, 12. Und haben Harfen, Psalter, Pauken, Pfeifen und Wein, Es. 5, 12. Der häufige Gebrauch, welchen der große Haufe von dieser Art Werkzeuge von je her gemacht hat, hat dasselbe zugleich verächtlich gemacht, daher man das Wort Pfeife von einem musikalischen Werkzeuge in anständigem Verstande nicht mehr gebraucht, indem dafür andere Nahmen, besonders aber Flöte üblich geworden[716] sind. Über dieß sind die eigentlich pfeifenden Werkzeuge dieser Art in der heutigen Musik nicht mehr gebräuchlich. In dem einzigen Orgelpfeife hat es sich noch in der ehemahligen anständigen Bedeutung erhalten, wo es auch von den großen Röhren gebraucht wird, deren Ton man sonst eben nicht ein Pfeifen nennen würde. Die Sackpfeife, Halmpfeife, Rohrpfeife, Schnurrpfeife, Querpfeife u.s.f. Nach jemandes Pfeife tanzen, sich nach dessen Willen bequemen. Die Pfeife einziehen, in seiner Hitze, in seinem Eifer nachlassen. Pfeifen schneiden, weil man im Rohre sitzt, die Gelegenheit nutzen, indem sie da ist. Sprichw. Wer im Rohre sitzt, hat gut Pfeifen schneiden. Die Liebe ist schlauer als die Freundschaft, ihr süßes Pfeifchen schläfert wohl einen Argus ein, Weiße. Figürlich ist in der Tortur die Pfeife ein ausgeschnittener Knebel mit einem Luftloche, welcher dem Inquisiten an einigen Orten in das Maul gesteckt wird, das Schreyen zu verhindern.
Anm. Im Nieders. und Angels. Pipe, im Engl. Pipe, im Schwed. Pipa, im Ital. Piva, im Wallis. Pib. S. 2. Pfeifen, mit welchem es eine Nachahmung des pfeifenden Klanges selbst ist. Im Chaldäischen und Syrischen heißt eine Halmpfeife mit dem vorgesetzten a אבוב und אבובא.
Adelung-1793: Pfeife (2), die · Pfeife (1), die