Rauch, der

[966] Der Rauch, des -es, plur. inus. die vierte figürliche Bedeutung ausgenommen, in welcher er Rauche lautet; der trockne Dampf, welcher von brennenden Körpern, ohne entzündet zu werden, in die Höhe steigt, und gemeiniglich aus den durch das Feuer los gerissenen wässerigen und schwefeligen Theilen bestehet, 1. Eigentlich. Einen Rauch geben, von sich geben. Es gehet ein Rauch auf, der Rauch steigt in die Höhe. Fleisch in den Rauch hängen. Zu Rauch werden. Im Rauche aufgehen, verbrennen, besonders von Gebäuden und andern großen Massen. Nach Rauch schmecken, räucherig; im Oberd. rauchenzen.[966] Sprichw. Wer das Feuer genießen will, muß auch den Rauch vertragen können. Aus dem Rauche in das Feuer kommen. Kein Rauch ist ohne Feuer, kein Feuer ohne Rauch. Ein kleiner Rauch beißt nicht. 2. Figürlich. 1) * Ein wohlriechender Rauch; eine nur im Oberdeutschen übliche Bedeutung. Einen Rauch machen, räuchern. 2) * Was einen wohlriechenden Rauch im Verbrennen gibt, Rauchwerk; ein gleichfalls nur Oberdeutscher Gebrauch. Doch gebraucht man es in diesem Verstande auch in den Zusammensetzungen Flußrauch und Weihrauch. 3) Was sich von dem Rauche in der Feuermauer und in dem Rauchfange ansetzet, Ruß; nur in den Zusammensetzungen Hüttenrauch und Zechenrauch. 4) Eine Feuerstätte, ein Wohnhaus; eine nur in einigen Gegenden übliche Bedeutung, in welcher auch der Plural Rauche üblich ist. Seinen eigenen Rauch haben, seyn eigenes Wohnhaus. Rauch und Brot haben, ein eigenes Haus und Nahrung. In engerer Bedeutung ist Rauch in einigen Gegenden der Rauchfang, die Feuermauer. So werden in der Lausitz die Abgaben nach Rauchen, d.i. nach den Feuermauern, bestimmet. Ein Edelmann bezahlt vier Rauche, ein Anspanner zwey, und ein Kothsasse Einen. Ein Rauch Land hält in der Herrschaft Muskau 18 Scheffel Korn Aussaat. Zur Stadt Muskau gehören 521/2 Rauche Land. In welchen beyden Fällen es auch eine bestimmtes Feldmaß zu seyn scheinet.

Anm. Bey dem Willeram und Notker Ruch, im Nieders. Rook, im Fries. Reek, im Dän. Rog, im Angels. Rec, im Engl. Reck, im Isländ. Reyk. Es scheinet, daß die langsame, wallende Bewegung des Rauches zu dessen Benennung Anlaß gegeben, wenn nicht vielmehr die Reitzung der Geruchsnerven der Grund der Benennung ist, da es denn zunächst zu rauh, rauch, scharf, gehören würde. Allein, da die der Sache nach verwandten Faum, Lat. Fumus, Dampf, Schmauch, Dunst insgesammt von der Bewegung hergenommen sind, so scheinet die este Ableitung den Vorzug zu verdienen, zumahl da Spuren vorhanden sind, daß Rauch ehedem einen jeden auch noch so seinen Dunst bedeutet hat. Siehe Rauchen, Verrauchen und Geruch. Wenigstens bedeutet rakak in allen morgenländischen Sprachen, einen flüchtigen Körper verdünnen. Am Ende kommt es auch mit diesem Worte auf eine Nachahmung des mit einer solchen Bewegung verbundenen Lautes hinaus, da denn Rauch, rauch, reichen, recken, kriechen u. a. m. Verwandte sind. Zu dem letzten Worte kann auch die letzte Hälfte des Nahmens Erdrauch gerechnet werden, ein niedriges, kriechendes Gewächs zu bezeichnen. Wenn in einigen Gegenden die Krähe Rauch, Rak, Racke u.s.f. heißt, so ist dieß eine Nachahmung ihres Geschreyes. S. Haferrichke und Racker. Übrigens sind Rauch und Riechen sehr nahe verwandt. S. das letzere.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 966-967.
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