Schiefer (2), der

[1444] 2. Der Schiefer, des -s, plur. ut nom. sing. 1) * Überhaupt, ein jedes Ding, welches in dünnen Blättern von einander gehet, oder sich in solcher Gestalt theilen läßt, in welchem im Hochdeutschen ungewöhnlichen Verstande, dieses Wort noch im Oberdeutschen üblich ist. Z.B. der Schiefer auf dem Kopfe, Unreinigkeit, welche sich in Gestalt der Schuppen absondert. Siehe dieses verwandte Schuppe. In weiterer Bedeutung wird ein jeder Splitter, d.i. ein dünnes, langes, spitziges Bruchstück eines Ganzen, im Oberdeutschen ein Schiefer, und in manchen Gegenden im weiblichen Geschlechte, eine Schiefer genannt. Sich einen Schiefer in den Fuß treten. Daher die eben daselbst üblichen figürlichen R.A. einen Schiefer auf jemanden haben, einen Groll, einen Unwillen. Einen Schiefer im Herzen haben, gleichsam einen Splitter, d.i. ein heimliches, kränkendes Anliegen, ein verwundetes Herz haben. In allen diesen Fällen ist es im Hochdeutschen ungewöhnlich. Das Niederdeutsche Scheve gehöret gleichfalls dahin. S. Schieferzahn. 2) In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung ist der Schiefer eine Steinart, welche aus groben Blättern bestehet, und sich leicht in Blätter spalten läßt, wo der Plural nur von mehrern Arten oder Quantitäten üblich ist; der Schieferstein. So wird bey Lüneburg ein harter, schwarzgrauer Alabaster, welcher in Blättern bricht, aber keine Politur annimmt, daselbst Schiefer genannt. Der thonartige Schiefer, der aus einem verhärteten Thone bestehet, Kalkschiefer, dessen Bestandtheile Kalk sind. Schwarzer, weißer, blauer, rother, brauner Schiefer, welcher auch nur Schiefer schlechthin, und wegen seines Gebrauches Dachschiefer genannt wird, ist ein verhärteter Moder. Kupferschiefer, welcher Kupfererz bey sich führet.

Anm. Im Nieders. Schevel, weil die Endsylben -el und -er gleichbedeutend sind, im Engl. Shiver, im Schwedischen Skifver, und selbst im Hebr. שבב. Das Griech. und Latein. Schiftus, Schiefer, sind gleichfalls nur im Endlaute verschieden. Es stammet von dem noch im Schwed. üblichen skifta, spalten, her. Im Ital. heißt der Schiefer in der letzten Bedeutung Scaglia, welches zu Schale gehöret, und Sceggia. In einigen Ober- und Niederdeutschen Gegenden wird der Schiefer Leye und Leiden genannt, welches allem Ansehen nach von Lage abstammet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1444.
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