Steig, der

[331] Der Steig, des -es, plur. die -e, ein Weg, wo es ehedem im weitesten Verstande üblich gewesen zu seyn scheinet, in welchem es in der deutschen Bibel noch häufig vorkommt. Zeige mir und lehre mich deine Steige, Ps. 25, 4. Ich will sie führen auf Steigen, die sie nicht kennen, Es. 42, 16. Daher ist der Fußsteig, ein schmaler Weg für Fußgänger allein. Im Hochdeutschen ist es in dieser weitesten Bedeutung veraltet, wo man es zuweilen nur in engerer für Fußsteig gebraucht.

Anm. Im Nieders, Stieg, im Schwed. Stig, bey dem Ulphilas Staiga. Es stammet von steigen her, so fern dasselbe ehedem auch gehen überhaupt bedeutete, wodurch es sich von Steg und Stiege hinlänglich unterscheidet. Ohne Zischlaut gehören auch das Schwedische Tac, ein enger Weg zwischen zwey Zäunen, und das Finnländische Tie und Esthländische Te, ein jeder Weg hierher, welche zunächst von ziehen, Nieders. tehen, abzustammen scheinen. So fern steigen aufwärts gehen bedeutet, war Steig ehedem im Oberdeutschen auch ein Hügel. Daher denn die eigenthümlichen Nahmen Wiesensteig, Altensteig, Niedersteig u.s.f. S. Steige 3.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 331.
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