Strand, der

[420] Der Strand, des -es, plur. inusit. die Seite des festen Landes, wo es an das Meer oder an die See anstößet, das Meer- oder Seeufer, welches in der höhern Schreibart das Gestade genannt wird, und die äußerste Seite der Küste, d.i. des an der See liegenden Landstriches ist. Es bedeutet nicht bloß, wie Gottsched und mit ihm Stosch behaupten, ein flaches und untiefes, sondern ein jedes Seeufer, ohne Rücksicht seiner Höhe. Ein hoher, steiler Strand. Ein flacher Strand. Das Schiff wird auf den Strand geworfen, läuft auf den Strand, wenn es strandet. Es bleibt auf dem Strande sitzen. Vom Strande abfahren. An dem Strande hinfahren. Es kommen Güter an den Strand getrieben.

Anm. Im Nieders. Angels. Engl. Schwed. Dän. gleichfalls Strand, im Ißländ. Strond. Wachter sahe es als eine Zusammensetzung von Salt-rand, Meerrand, an, und Frisch nimmt aus der groben Niederdeutschen Aussprache Strang für Strand, Gelegenheit, es von Strang, ein Strick, abzuleiten. Indessen ist[420] der Begriff der Ausdehnung in die Länge, ingleichen der Seite, unstreitig der herrschende, und in so fern kann es als ein Seitenverwandter von Strang angesehen werden, welches vermittelst eines andern Endlautes von dem Stammworte stran abstammet; In einigen gemeinen Sprecharten ist herum streinen so viel als herum streichen, und Landstreiner und Strünzer, ein Landstreicher, wo gleichfalls der Begriff der Bewegung im die Ferne der herrschende ist, von welchem der Begriff der Seite (im Slavonischen ist Stran, Strana, Strona, die Seite,) eine Figur ist. Da von mehrern Mitlautern zu Anfange eines Wortes nur der letzte zum Stamme gehöret, so muß Rand als das eigentliche Stammwort angesehen werden, von welchem Strand mit vorgesetztem doppelten Intensions-Zeichen gebildet werden. Im Finnländischen heißt der Strand nur Randa. Das Lat. Ripa gehöret auf ähnliche Art zu unserm Reif, Nieders. Reep, so wie Littus, zu Latte, Lohden, oder auch zu Leithe in der Bedeutung einer Anhöhe. Der Plural die Strände, welcher von einigen gewagt worden, ist ungewöhnlich, indem Strand eigentlich eine unbestimmte Strecke des Seeufers bezeichnet. In vielen Gegenden wird es auch von dem Ufer stillstehender Landseen gebraucht, da man denn das Meerufer den Meer- oder Seestrand nennet; so wie es ehedem auch von dem Ufer der Flüsse üblich war.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 420-421.
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