Vampyr, der

[975] Der Vámpyr, des -s, plur. die -en, ein ausländisches Wort, einen ausländischen Aberglauben zu bezeichnen, wodurch man eine Leiche verstehet, welche so lange an ihrem eigenen Leibe sauget oder naget, als sie etwas davon erlangen kann, und während dieser Zeit ihre Verwandte, Feinde oder andere ehedem mit ihr in Gemeinschaft befindlich gewesene Personen umbringet, welche alsdann gleichfalls Vampyren werden müssen, anderer abergläubigen Erdichtungen zu geschweigen. Im Deutschen pflegt man solche Leichen Blutsauger oder Menschensauger zu nennen. Wort und Sache wurden vornehmlich um das Jahr 1732 bekannt, da die Vampyren in dem Königreiche Servien unter den dasigen Heyducken viele Bewegung machten, und nicht nur in Deutschland viele Schriften, sondern auch verschiedene Untersuchungen des kaiserlichen Hofes veranlasseten. Ob nun gleich erweislich ist, daß die Beschafheit des Erdbodens an manchen Orten die Leichen lange Zeit unverweslich erhält, so glaubt der große Haufe in Servien, Ungarn und den einverleibten Ländern noch immer Vampyren, und hält besonders diejenigen nach ihrem Tode dafür, welche im Kirchenbanne, in der Zauberey u.s.f. sterben. Daß dieser Aberglaube in der Griechischen Kirche, zu welcher sich die Heyducken bekennen, schon sehr alt ist, erhellet unter andern aus des du Fresne Lex. med. et inf. Graecitatis, wo sie Bulcolaccae und Tympanitae genannt werden, weil sie nach ihrem Tode wie eine Trommel auflaufen sollen. Der Ursprung des Wortes Vampyr selbst muß in den Servischen oder einer der verwandten Sprachen aufgesucht werden. Wenn es mit den jetzt gedachten Nahmen der mittlern Griechen gleich bedeutend ist, so scheinet es mit dem Oberdeutschen Wamme, Wampe, ein Wanst, dicker Bauch, verwandt zu seyn. Übrigens wird in der Naturgeschichte der Neuern auch eine Art Amerikanischer Fledermäuse, welche den Menschen und Thieren im Schlafe das Blut aussauget, Vampyrus Linn. mit diesem Nahmen belegt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 975.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: