Apollo

[70] Apollo, ein Sohn des Jupiters und der Latona, eine der ersten Gottheiten der Griechen, jedoch wahrscheinlich Egyptischen Ursprungs, das Sinnbild der Sonne. »Die hohe Bildung des Apollo« sagt Moritz, »stellt die ewig junge Menschheit in sich dar, die sich, nur durch den allmählichen Abfall des Verwelkten, in ihrer immerwährenden Blüthe erhält. Der Gott der Schönheit und der Jugend, den Saitenspiel und Gesang [70] erfreut, trägt auch den Köcher auf seiner Schulter, und sendet bald zürnend bald mit sanfter Miene seine Pfeile. Unter allen Dichtungen der Alten ist diese eine der erhabensten und liebenswürdigsten, weil sie selbst den Begriff der Zerstörung in den Begriff der Schönheit und Jugend wieder auflöst.« Wenn Cicero und Andere mehrere Apolloʼs anführen, so muß man bedenken, daß die Erzählungen von einer und eben derselben mythologischen Person oft sehr von einander abweichen; und keinem unter den alten Gottheiten wurden so viele Vollkommenheiten zugeschrieben. Außer seiner außerordentlichen Schönheit war er Meister, ja Erfinder, der schönen Künste, der Poesie (daher er auch der Gott der Dichter heißt), der Musik, der Beredsamkeit; und die Musen standen unter seiner Aufsicht. Aus den Herausforderungen in den Künsten ging er allemahl als Sieger hervor. Er besiegte durch seine Leier der Pan, der sich mit seiner Flöte gegen ihn heraus wagte, und einen andern Flötenspieler, den Marsias, den er für seine Vermessenheit, sich mit ihm zu messen, lebendig schinden ließ. Er hatte in ganz Griechenland und in ganz Italien unzählige Orakel und Tempel; und man feierte ihm zu Ehren eine große Menge Feste, besonders zu Delos. Der Lorberbaum, welcher ihm unter andern heilig war, war dieses deßwegen, weil man glaubte, daß derjenige, welcher beim Schlafen einige Lorberzweige unter seinem Haupte liegen habe, zu Weißagungen begeistert werde. Auch besaß Apollo unter allen Göttern die Kunst in die Zukunft zu dringen am vollkommensten, weßhalb er auch die größte Anzahl Orakel aufzeigen konnte.

Die Griechischen Dichter stellten in dem Apollo das höchste Ideal (Bild) männlicher Jugend – den schönsten unter den Göttern – dar. Es sind drei merkwürdige Statuen dieses Gottes auf uns gekommen: der, vielmahls auch in Marmor copirte, Apollo in der Villa Medicis; der Vaticanische Apollo, welcher diese Gottheit im Zorn über den Drachen Python vorstellt; und der Apollo in Belvedere, welcher letztere unter allen der Zerstörung entgangenen Werken des Alterthums das höchste Ideal der Kunst ist.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 70-72.
Lizenz:
Faksimiles:
70 | 71 | 72
Kategorien: