[352] Gerard Lairesse, Mahler und Kupferstecher, i. J. 1640 zu Lüttich geboren, lernte bei seinem Vater, und copirte die Gemählde der besten Meister, besonders aber des Bartholomäus Flamael. Er liebte den Glanz, und wollte gern dem Frauenzimmer gefallen, so wenig schön er auch selbst war. Eine seiner Geliebten, die er verlassen hatte, verwundete ihn mit einem Messer, worauf er sich, um nicht in einen ähnlichen Fall zu gerathen, verheirathete, aber nach seiner Heirath in große Dürftigkeit gerieth, bis er endlich in Utrecht, wohin er sich begeben hatte, einen Liebhaber zu einem Gemählde von sich fand, der ihn beredete, nach Amsterdam zu gehen, wo er ein ansehnliches Glück machte. Er verstand das Dichterische in der Mahlerei vollkommen: und seine Ideen sind schön und erhaben, seine Compositionen vortrefflich und seine Gemählde meist mit schöner Architektur geziert; nur tadelt man darin kurze und bisweilen ohne Zierlichkeit gezeichnete Figuren. Es ist bemerkungswerth, daß sich dieser Künstler stets mit Hülfe seiner Violine in Begeisterung zu setzen pflegte. Er starb i. J. 1711 zu Amsterdam. Man hat von ihm das gute [352] so genannte Große Mahlerbuch und ein Zeichenbuch von 120 Blätern. Sein Kupferwerk, großen Theils von ihm selbst gestochen, besteht aus 256 Blättern; die seinigen sind in angenehmer und geistreicher Manier.