Joseph Lebon

[373] Joseph Lebon, ehemahls Priester, dann Repräsentant bei dem National-Convent. Dieser Bösewicht war ein thätiges Werkzeug der alten Regierungs-Ausschüsse, und ein eifriger Nachahmer von Carrierʼs Schandthaten. Der Hauptschauplatz seiner Frevel ward die unglückliche Stadt Arras, wohin ihn Robespierre geschickt, um angebliche Contre-Revolutionairs zu züchtigen. Lebon setzte bei seiner Ankunft in Arras den größten Theil der Geschwornen des dasigen Revolutions-Tribunals ab, weil sie es wagten, sich seinem Willen zu widersetzen. Die neu Gewählten gehorchten ihm ohne Widerrede, und Lebon schrieb ihnen allemahl vor, wen sie verurtheilen sollten. Es gnügte ihm nicht, zahllose Unglückliche jedes Alters und Standes auf die Guillotine zu schicken, sondern er war noch überdieß recht darauf bedacht, wie er die Qualen der Schlachtopfer verlängern könnte. Bald gab er in dem Augenblicke, wo der Unglückliche den Todesstreich empfangen sollte, Befehl, die Hinrichtung noch einige Zeit zu verschieben; bald stellte er sich selbst mit bloßem Säbel vor die Verurtheilten, hielt ihnen spöttische Strafpredigten, und drohte alle Angenblicke einen um den andern niederzustoßen. Der Scharfrichter in Arras [373] und seine Gehülfen gehörten zu Lebonʼs beständigen Tischgästen und vertrautesten Freunden. Die Zahl seiner Schandthaten stieg immer höher, bis endlich der Deputirte Lecointre nach dem 9. Thermidor 1794 mit einer Anklage gegen ihn auftrat. Allein die Freundschaft seiner ehemahligen Collegen, eines Collot dʼHerbois, Billand de Varennes u. A. schützte ihn damahls noch. Erst am 10. Juli 1795 decretirte der Convent, daß Anklage gegen ihn Statt habe; und bald darauf wurde er in Arras guillotinirt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 373-374.
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