Die Patricier

[378] Die Patricier. In Rom führten diejenigen diesen Namen, welche entweder von den Senatoren aus den Zeiten des Romulus abstammten, oder späterhin von dem Senat zu dieser Würde zugelassen und diesen gleich gesetzt worden waren. Man setzte den Patriciern die Plebejer entgegen, welche keine solche edle Abkunft hatten. Auch unter den Römischen Kaisern dauerte dieser Unterschied fort; und sie selbst hatten das Recht, Plebejer unter die Patricier zu versetzen. Constantin der Große verband sogar mit dem Patriciat den höchsten Rang nach sich und seiner Familie, und machte diese Würde käuflich. – In den Deutschen Reichsstädten findet man noch jetzt Patricier, die hauptsächlich das Stadtregiment führen und größten Theils von Adel sind. Ihr Ursprung ist zu Ende des 12. und im 13. Jahrh. zu suchen, wo der blühende Zustand der Deutschen Städte mehrere von Adel anlockte, sich daselbst niederzulassen, oder wo auch die Städte selbst Adeliche zu sich einladeten, um von ihnen gegen Fehden und Räubereien geschützt zu werden. Der allgemeine Landfriede machte diese Maßregel überflüssig; daher verließen viele Adeliche[378] die Städte wieder: die aber, welche zurückblieben, fuhren fort, das Stadtregiment mit zu verwalten, und führten den Namen der Patricier fort. Sie wurden von Zeit zu Zeit aus bürgerlichen Familien ergänzt, denen aber der bloße Titel Patricier keine Ansprüche auf den Adel giebt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 378-379.
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