[477] Nicolo Porpora, (geb. zu Venedig, ungefähr 1690) einer der größten Singmeister seiner Zeit. Zwar hatte er auch als Opern-Compositeur in den Jahren 1726 bis 29 zu Venedig großen Beifall; zu Dresden – wo er ungefähr in den Jahren 1729 bis 31 der Lehrer der auch als Kennerin so berühmten Churprinzessin Maria Antonia ward – machte er sogar den großen Hasse auf seinen Ruhm eifersüchtig; auch wurde er nebst seinem Schüler Farinelli nach London von dem dortigen Adel berufen, um Händeln als ein wichtiger Compositeur entgegengestellt zu werden; und allerdings mag er, besonders im Recitativstyle, meisterhaft gewesen sein; auch wird seine bewundernswürdige Leichtigkeit, die er in den Gesang brachte, gerühmt: allein einen weit größern Namen hat er sich bei seinen Landsleuten sowohl als auch in Deutschland durch die von ihm 1731 zu Neapel errichtete Sing-Schule gemacht. Ihm gebührt vor den übrigen der Vorzug, daß er den Gesang fürs Herz und den richtigen Vortrag der Worte im Recitative gelehrt hat. Farinelli, welcher vorzüglich auch wegen seiner großen Kunstfertigkeit in Passagien und wegen des Feuers seiner Phantasie berühmt ist, ist sein Schüler. Ein zweiter Schüler, den Porpora nach seiner Zurückkunft von London, wo er sich bis 1736 aufgehalten hatte, zog, und welcher seiner Schule ebenfalls große Ehre machte, war der nachher als königl. Preußischer Sänger zu Berlin angestellte Castrat Anton Hubert oder Uberti, den der König meistentheils von seinem Lehrer Porporino nannte (er starb 1783), und welcher durch seine große, edle Manier im Adagio, und wegen seiner schönen vollen Stimme sowohl als wegen seiner Action bewundert [477] wurde. Das Todesjahr des Porpora ist ungewiß. Der Verf. der Voyage pittoresque di Naples et Sicile setzt es zwischen 1760 und 70, nachdem er neunzig Jahr alt geworden wäre.