Schießpulver

[93] Schießpulver ist eine sehr genaue und innige Mischung von Salpeter, Kohlen und Schwefel, welche mit äußerster Geschwindigkeit Feuer fängt und dabei, wenn sie eingeschlossen ist, eine gewaltige Explosion veranlaßt. Der Gebrauch desselben in der Geschützkunst, Feuerwerkerkunst und beim Bergbau ist allgemein bekannt. Nach der gemeinen Sage setzt man dessen Erfindung in das vierzehnte Jahrhundert, und schreibt sie einem Deutschen Mönche, Barthold Schwarz, zu; nach Beckmann aber wurde es schon im zwölften Jahrhundert im Rammelsberge bei Goslar zu Sprengung des Gesteins angewendet. Den Chinesen soll der Gebrauch des Schießpulvers noch eher als den Europäern bekannt gewesen sein. Der Zufall, daß die Entzündung des Pulvers einen Stein, womit Schwarz die in dem Mörser befindlichen Bestandtheile des Pulvers rieb, in die Höhe warf, hat Gelegenheit gegeben, das längst bekannte Schießpulver zum groben Geschütz anzuwenden, aus dem man anfänglich steinerne Kugeln schoß oder warf; daher ist auch die Benennung der Mörser entstanden. Man fertigt gemeiniglich dreierlei Schießpulver, als Kanonenpulver, Musketenpulver und Bürsch- oder Jagdpulver; bei allen diesen ist das Verhältniß der Theile verschieden. Diese Ingredienzen werden auf den Pulvermühlen unter gelinder Anfeuchtung klar und zu Mehlpulver gestampft, dieses mittelst des Durchdrückens durch ein Sieb gekörnt, durch Umdrehung in einer Tonne geglättet und in der Wärme getrocknet. In der hierdurch entstandenen körnichten Masse verpufft der Salpeter mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit, so, daß die größte Menge dieses Pulvers durch Entzündung eines einzigen Körnchens in einem Augenblicke auffliegt, und durch den plötzlichen Ueberfluß der dabei entwickelten [93] elastischen Materien die schrecklichsten Wirkungen hervorbringt. Nach Fontana Versuchen soll sich aus 1 Kub. Zoll Pulver 2276 Kub. Zoll Gas entwickeln.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 93-94.
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