[69] Friedrich Taubmann, Professor der Dichtkunst und Beredtsamkeit zu Wittenberg, (geb. 1565, starb 1613) war ein guter Humanist und zu seiner Zeit, besonders als Lateinischer Dichter, berühmt. Wenn man ihm nun auch als Dichter jetzt keinen vorzüglichen Platz anweiset, so gebühret ihm doch offenbar eine ehrenvollere Stelle, als, wie gewöhnlich geschieht, unter den Narren und Possenreißern. Er hatte, wie einer seiner Zeitgenossen sehr richtig sagt, sein poetisches Talent nicht der Kunst, sondern der Natur zu danken; und da ihm Witz und sinnreiche Einfälle zuströmten, so suchte man ihn allgemein, selbst bei fürstlichen Tafeln, [69] als einen angenehmen Gesellschafter. Daß in einem Zeitalter, welches dem unsrigen an Cultur so sehr nachsteht, seine witzigen Cinfälle und Späße bisweilen etwas derb ausfielen, lässet sich eben so wenig läugnen, als, daß ihm viele derselben von unzuverlässigen Anekdotensammlern blos angedichtet worden sind. Man hat diese seine wirklichen und sein sollenden witzigen Einfälle unter dem Titel Taubmanuiana gesammlet, und daß sie, wenigstens bis in die Hälfte des vorigen Jahrhunderts, sehr beliebt waren, beweisen die wiederhohlten Auflagen derselben. Allein ein bleibenderes Verdienst hat sich Taubmann durch seine Ausgaben mehrerer classischer Schriftsteller erworben, die noch jetzt sehr geschätzt werden.