Taurien

[76] Taurien. Diese vom Pontus Euxinus und dem See Mäotis gebildete Halbinsel wurde in den ältern Zeiten unter dem Namen Taurica terra oder Taurica Chersonesus (von ihren ehemahligen Bewohnern, den Taurern) von ihren eigenen Königen, unter denen besonders Thoas bekannt ist, beherrscht, und war besonders durch die Grausamkeit berühmt, mit welcher die Bewohner alle Fremden, die hier ankamen, der Diana opferten. Hier war es auch, wohin Iphigenia (nach der Mythologie) von der Diana geführt und als Oberpriesterin angestellt wurde, bis ihr Bruder Orestes sie entführte (s. Iphigenia, Th. II. [76] S. 237.). Gegenwärtig ist dieß Taurien eine der fruchtbarsten Provinzen der Europäischen Türkei, und die Hauptprovinz der so genannten kleinen Tartarei, gegen S. u. W. an das schwarze Meer, gegen N. an den Chersonschen Meerbusen und die Jekaterinoßlawsche Statthalterschaft, und gegen O. an das Asowʼsche Meer grenzend, und besteht aus der so genannten Halbinsel Krimm und der Krimmischen Steppe, wovon ein Theil dem Tartarchan, und ein Theil der Pforte gehört. Es hat Weitzen, Salz, liefert schöne Häute und Felle, besonders schöne Lämmerfelle, auch Talg, Wein, Salpeter, welche Artikel alle noch einer großen Vermehrung entgegensehen. Der beträchtlichste Handelsplatz ist Caffa (Feodosia) mit einem wichtigen Hafen am schwarzen Meere gelegen, wo vorzuglich starker Pelz- und großer Sclaven-Handel getrieben wird.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 76-77.
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