[10] Johann Christoph Adelung, churfürstl. Sächsischer Hofrath und Oberbibliothekar zu Dresden. Dieser Vater deutscher Wortforschung und Sprachlehre war der älteste Sohn eines Landpredigers zu Spantekow in Pommern, wo er 1732 geboren wurde. Von der Schule seines Vaterorts kam er in die damals berühmte Schule zu Klosterbergen bei Magdeburg, wo er zugleich Zeitgenosse von Wieland ward. In Halle absolvirte er seine Studien, und kam dann mit einem Gehalt von – 75 Thalern als [10] Professor an das evangelische Gymnasium zu Erfurt. Diese Aermlichkeit seines Gehalts nöthigte ihn denn nun auch, bei Gelegenheit des damaligen siebenjährigen Kriegs, damals die Schaubühne der Kriegshändel und bald darauf die Wochenschrift: der Schildbürger, zu schreiben, die ihm aber Verhaft und Fortbringung über die Grenze zuzog. Er kam nun als Rath an den Gothaischen Hof, ging aber darauf nach Leipzig, wo er bald die Redaction der hiesigen politischen Zeitung und anderer (z. B. des Staatsmagazins – des Leipz. Wochenblatts für Kinder etc.), auch zuletzt der gelehrten Leipz. Zeitung übernahm, außerdem auch sehr fleißig aus dem Englischen und Französischen übersetzte, und dabei noch mit unermüdetem Fleiß sehr viel (z. B. Geschichte der Jesuiten, Encyclopädie der menschl. Kenntnisse, Magazin zur deutschen Sprache, Auszug aus Johnsons englischem Wörterbuche etc.) schrieb Endlich wurde er durch die Oberbibliothekar-Stelle in Dresden in einen festern Gehalt gesetzt, wo er in den ersten Jahren für Einrichtung und Anordnung der Bibliothek sehr wirksam war, zugleich aber die Bibliothek des Churfürsten zu besorgen hatte. Hier nun war es, wo er außer den ungeheuern Sammlungen, die er zur altdeutschen Geschichte (wozu er an 2000 Urkunden zusammenbrachte) und zu Sachsens Geographie und Topographie – einen Schatz von mehr als 4000 Landkarten und Zeichnungen hat er noch in seiner ausgesuchten Bibliothek hinterlassen – zusammenbrachte, hauptsächlich in den letzten zehn Jahren die sehr mühsamen und kostbaren Vorbereitungen zu einer allgemeinen Sprachenkunde traf. Der erste Theil davon (welcher alle asiatischen Sprachen umfaßt) ist unter dem Titel Mithridates noch bei seinen Lebzeiten erschienen, und zu den übrigen waren hinlängliche Vorarbeiten von ihm vorhanden. Es sollte dies einen räsonnirenden Ueberblick aller ältern und neuern Sprachen in allen Welttheilen nach gewissen Sammlungen und Familien enthalten1. [11] Sein grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart, wo mit tiefer Einsicht und der größten Gründlichkeit die Bedeutung, der Gebrauch, die Abstammung der deutschen Wörter erörtert werden, wird gewiß, so lange noch die deutsche Sprache fortlebt, bei den Nachkommen immerfort ein dankbares Andenken erhalten. Durch eiserne Beharrlichkeit vollendete er, vielleicht nicht mit Unrecht der deutsche Johnson genannt, was eine ganze Französische Akademie beschäftiget hatte. – Er starb den 10 Sept. 1806 zu Dresden in einem Alter von 75 Jahren, innigst betrauert von vielen edlen Menschen, für welche auch Er ein eben so edler und redlicher Mann, als heitrer und theilnehmender Gesellschafter war. – Unter seinem reichen handschriftlichen Nachlasse befand sich eine fast ganz vollendete Geschichte der Markgrafen von Meißen (wozu über 40 Faszikel Akten und Diplome gehören), und eine Geschichte von Chursachsen und den sächsischen Landen von 300 bis 1505, nebst einer sehr vollständigen Urkundensammlung.
1 Auf des Sterbenden eignes Verlangen wurde die Fortsetzung dieses wichtigen Werks dem würdigen Prof. Vater in Halle übertragen, der sie auch übernommen, und bereits, nachdem ihm die Adelungischen Papiere ausgeliefert worden, und namentlich auch von dem berühmten Humbold reichlich unterstützt, den zweiten Theil herausgegeben hat.