Das Kameel

[508] Das Kameel, Kamehl, ein vierfüßiges, haariges, zahmes, in Asien und Afrika sehr bekanntes Thier, mit kleinem Kopf, aber sehr langem und dünnem Halse, den es senkrecht trägt, mit länglichter Schnauze und gespaltener Oberlippe. Der Rücken dieses Thieres ist hökerig und der Schwanz ziemlich wie der eines Esels; Füße und Brust sind voller Schwielen. Das Hauptunterscheidungszeichen der zum Kameelgeschlecht gehörigen Thiere ist denn der Höker oder Buckel; manche haben deren zwei, wie das sogenannte Bactrianische oder türkische Kameel, andre nur Einen, wie der Dromedar (s. d. Art. i. d. N.). Doch ist das eigentliche Kameel nicht so häufig zu finden (nur etwa in Turkestan und einigen andern Gegenden der Levante), als der Dromedar, welcher in Arabien gemeiner als irgend ein anderes Lastthier ist; auch liebt das Kameel mehr ein Land, wo nicht zu große Dürre und die Witterung gemäßigt ist, denn obgleich eigentlich in den heißen Ländern zu Hause, scheuet es doch die Gegenden, wo zu große Hitze ist. Dieses Thier nun, das ursprünglich aus Arabien herstammt, ist mehr als irgend ein Hausthier der Sklave des Menschen, und sein wichtigster Nutzen besteht darin, daß man sich seiner in Asien und Afrika, besonders bei den Caravanen, zum Reiten sowohl als zum Lasttragen bedient. Der Araber größter Reichthum besteht in der Anzahl ihrer Kameele: diese gehen, besonders die Dromedare, einen so starken Trab, [508] daß kaum ein Pferd ihnen nachkommt; sie tragen 12 bis 15 Centner und legen des Tags 18 bis 20 deutsche Meilen zurück; daher auch fast alle Kaufmannsgüter in den meisten Gegenden des Orients durch Kameele fortgebracht werden. Vorzüglich brauchbar sind sie auch zum Reisen durch die Sandwüsten, weil sie 9 bis 10 Tage ohne Getränk und ohne sonderliches Futter, welches ohnedies meistens nur in Disteln, Nesseln oder Bohnen etc. besteht, aushalten können. Sein Leben bringt es gewöhnlich auf 40 bis 50 Jahre. Seine Milch wird der Kuhmilch, als süßer und gesünder, vorgezogen. Und auch außerdem ist dies Thier äußerst nutzbar: sein Haar, welches ihm im Frühjahr in weniger als drei Tagen ganz ausfällt (wo es denn ganz nackt aussieht), wird sorgfältig gesammelt, und mit dem bekannten Kameelhaar, als einem der feinsten und besten, ein starker Handel getrieben; sein Fleisch dient vielen Völkern zur Speise; aus seiner Haut machen die Türken Schagrin, und aus den Knochen, wie aus denen anderer Thiere, werden Tabakspfeifen gedreht.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 508-509.
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