Kameel

Kameel
Kameel

[537] Kameel (das) ist ein wiederkäuendes Säugthier, welches aus zwei Arten besteht, dem gemeinen Kameel oder Dromedar und dem zweihöckerigen Kameel oder Trampelthier.

Sie haben beide einen langen gebogenen, verhältnißmäßig dünnen Hals, eine längliche Schnauze mit gespaltener Oberlippe, kurze Ohren, kurzes wolliges Haar und dicke Schwielen an Brust und Füßen. Die Füße sind in zwei Klauen gespalten und vorn mit Hufklauen besetzt, auf den Sohlen aber mit einer starken Haut überzogen. Auf dem Rücken hat das Dromedar einen Höcker, der von einem aus Fleisch und Fett bestehenden Auswuchse gebildet wird und mit langen Haaren bewachsen ist. Das Trampelthier hat dagegen zwei Höcker, von denen der hintere der größere ist. Je besser genährt die Thiere sind, desto größer werden die Höcker. Das Trampelthier pflegt noch etwas größer als das Dromedar zu sein, beide übertreffen an Größe das Pferd. Wie alle Wiederkäuer haben die Kameele einen aus vier Abtheilungen bestehenden Magen, außerdem aber auch noch ein eignes Behältniß, in welchem sich das Wasser längere Zeit unverändert erhält. Sie können daher sehrlange bestehen, ohne zu trinken, und schon dieser Umstand empfiehlt sie dem Reisenden durch Sandwüsten, in denen Wassermangel herrscht. Überdies vermögen sie aber auch Lasten von 12–1600 Pfund zu tragen, legen gegen 16 Meilen in Einem Tage zurück und lassen sich vortrefflich zähmen und abrichten, sodaß sie der Führer nur mit Worten zu leiten braucht. Das Kameel ist im Orient Hausthier und man hat auch mehre Versuche gemacht, es in Europa heimisch zu machen, wie sich denn im Großherzogthume Toscana beim Landgute San-Rossore ein Kameelgestüt findet. In Arabien verzehrt man das Fleisch der Kameele und genießt die Milch derselben, aus welcher der Kymiß, ein berauschendes Getränk, bereitet wird. Im Frühjahre verlieren die Kameele alle Haare und man bereitet aus diesen Garne, Zeuche, Decken u. dgl. Den getrockneten Mist brennt man und gewinnt aus ihm, sowie aus dem Urine Salmiak. Aus dem Talg endlich bereitet man Lichte und aus der Haut ein gutes Leder. – Kameele werden auch gewisse Vorrichtungen genannt, welche gegen Ende des 17. Jahrh. zu Amsterdam erfunden wurden und dazu dienen, schwere Schiffe über Untiefen und Sandbänke zu bringen. Sie sind bis 200 F. lange und 36 F. breite, flache und in mehre Kammern getheilte Kähne. Die Kammern sind mit Wasser gefüllt und so werden die Kähne zu beiden Seiten des schweren Schiffes angebracht, welches sie, sobald man sie gleichzeitig, damit das Gleichgewicht nicht gestört werde, ausschöpft, um 6 und mehre Fuß emporheben.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 537.
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