Leonidas

[557] *Leonidas, dieser so berühmte König von Sparta verdient wohl eine etwas nähere Erwähnung, als im Art. selbst beziehungsweise geschehen ist. Er, ein Sohn des Anaxandrides, und Bruder des Cleomenes und Cleombrotus, bekam, bei dem Eindringen des Xerxes in Griechenland, von den vereinigten Griechen den Auftrag, den Paß Thermopylä (s. d Art.) zu vertheidigen. Er gehorchte, wenn gleich sein Schicksal ihm vor Augen stand, las sich dreihundert der tapfersten und muthigsten Spartaner aus, feierte mit diesen schon im voraus ihrer aller Leichenbegängniß und zog unter Begleitung ihrer Freunde und Verwandten aus. Seinen Marsch beschleunigend, lagerte er sich nun bei Thermopylä, wo er die ansehnlichsten Verstärkungen erhielt, so daß sie auf 7000 Mann vielleicht zusammen ausmachen mußten. Bald sah man das persische Heer die Ebenen überdecken; Xerxes, der durch einen Reiter die Stärke des Heeres hatte auskundschaften lassen, machte dem Leonidas Vorschläge: Leonidas verwarf sie. Ein zweites Billet enthielt blos die Worte des Xerxes: Gieb mir deine Waffen! – und die Antwort des Leonidas darunter war: Hole sie! Jetzt rückte Xerxes vor: die Meder drangen wüthend auf die Griechen los, welche Mann an Mann dicht und mit Schilden bedeckt, einen Wald von Lanzen ihnen entgegen hielten; die Feinde fielen, flohen, und ein gleiches widerfuhr den Nachfolgenden auch am folgenden Tage. Auch jetzt würde Xerxes nichts ausgerichtet haben, wenn nicht ein schändlicher Verräther aus der dasigen Gegend, Epialtes, den Persern einen Fußsteig über die Gebirge gezeigt hätte, wodurch sie den Griechen in den Rücken kommen konnten. Leonidas, der noch in derselben Nacht den feindlichen Plan erfuhr, versammelte die Anführer, gab mehreren unter ihnen den Rath, den Paß zu verlassen, damit sie sich für bessere Zeiten sparen könnten; er für seine Person blieb mit seinen Gefährten und theilte ihnen nun den kühnen Plan mit, in Xerxes Lager einzufallen, und mit Freuden wurde dies von ihnen aufgenommen; sie rückten aus [557] dem Hohlwege in die Ebene, drangen, nachdem sie die Vorposten über den Haufen geworfen hatten, in des Königs Gezelt, allein dieser war schon entflohen, indessen sich bei anbrechendem Tage die Perser wieder sammelten, und nun den fürchterlichsten Kampf begannen. Leonidas fiel unter einem Hagel von Pfeilen; seine Gefährten erkauften die Ehre, seinen Leichnam fortzubringen, mit Blut und Wunden, gewannen aufs neue jenen Hohlweg, vertheidigten sich noch eine Zeitlang, und theilten zuletzt gemeinschaftlich das Schicksal ihres Anführers. Der Leichnam des Leonidas soll noch von den Persern gemißhandelt worden sein; aber sie selbst haben sich dadurch mehr gebrandmarkt. Seine Gebeine wurden 40 Jahre nach seinem Tode nach Lacedämon gebracht und in ein Grabmal versenkt; auch die Namen der 300 Spartaner, die mit ihm gefallen waren, wurden auf einer Säule zum ewigen Gedächtniß eingegraben.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 557-558.
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