Ostende

[182] Ostende, eine zwar nicht große, aber volkreiche See-und Handelsstadt in dem ehemaligen Oestreich. Flandern, jetzt im Franz. Depart. der Lys (Bezirk Brügge) am Einfluß der Gueule ins Meer gelegen, mit einem guten Hafen versehen und durch Kanäle mit Brügge, Gent, Dünkirchen in Verbindung gesetzt, und durch ein angelegtes großes Bassin, einen Leuchthurm etc. in neuerer Zeit sehr erweitert. – In den Jahren 1601 bis 4 wurde diese Stadt über 3 Jahre lang belagert, worauf sie sich endlich an den Spanischen General, Spinola ergeben mußte. Die im J. 1723. [182] von Carl VI. angelegte Handlungsgesellschaft erregte zu sehr die Eifersucht der Holländer und Engländer und mußte daher, zu Folge des Wiener Traktars 1731 wieder aufgehoben werden. – Dadurch, daß Kaiser Joseph II. den Hafen im J. 1781. für einen Freihafen erklärte, wurde die Thätigkeit in den Handlungsgeschäften außerordentlich vergrößert; und der Krieg zwischen Frankreich, Holland und England, noch mehr aber der französische Revolutionskrieg in den ersten Jahren trug sehr viel zur Aufnahme des Orts bei; allein da in der Folge die Franzosen sich in den Niederlanden behaupteten, und die Engländer den Hafen blokirten, kam der Handel sehr in Verfall, von welchem er sich noch nicht erholt hat. – Der Ort, welcher auch eine Seeschule hat, kann übrigens auf allen Seiten unter Wasser gesetzt werden: die Zahl der Einwohner beläuft sich auf 16,000.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 8. Leipzig 1811, S. 182-183.
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