[674] Krösus oder Kroisos hieß der wegen seines unermeßlichen Reichthums und seines wechselnden Schicksals bekannte letzte König von Lydien, der im 6. Jahrh. v. Chr. lebte. Er hatte bedeutende Eroberungen gemacht und lebte mit seinem Hofe in stolzer Pracht, als ihn der griech. Weise Solon (s.d.) besuchte. Diesem zeigte er seine Schätze und fragte, wen er für den glücklichsten Sterblichen halte? Solon nannte mehre, nur nicht ihn, und in seinem Stolze gekränkt fragte endlich K., ob Solon nicht auch ihn für glücklich halte? »Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen«, war die Antwort des Weisen, deren Wahrheit K. noch schwer empfinden sollte. Der mächtige Cyrus (s.d.) schlug ihn, nahm ihn gefangen, raubte ihm Krone und Reichthümer und verurtheilte ihn selbst zum Feuertode. Schon stand K. auf dem Scheiterhaufen, da gedachte er des Solon und rief laut dessen Namen. Cyrus fragte nach der Ursache dieses Ausrufs, erfuhr des Solon Ausspruch, dachte an sich selbst und schenkte dem K. das Leben, der nun sein Freund und Rathgeber wurde und noch unter Kambyses lebte. Dieser wollte ihn hinrichten lassen, doch dem K. glückte es zum zweiten Male, der Todesgefahr zu entgehen.