[793] Zeitwort (das) oder Verbum ist der Redetheil (s.d.), welcher einen Lebenszustand, ein Thun, Leiden, Lassen, Dichten oder Trachten bezeichnet, und weil es sonach in Verbindung mit einem Hauptworte den Zustand des damit bezeichneten Gegenstandes aussagt, auch den Namen Melde- und Aussagewort erhalten hat. Da die Andeutung der Zeit beim Verbum ein Hauptgegenstand ist, so ist es in Bezug auf Zeitbestimmung veränderlich, und jedes vollständig ausgeprägte Verbum muß wenigstens, da alle Zustände und Handlungen in einer dreifachen Zeit gedacht und dargestellt werden können, auch eine dreifache Zeitform (tempus) haben, nämlich eine für den Ausdruck der Vergangenheit (tempus praeteritum), eine für die Bezeichnung der Gegenwart (tempus praesens) und eine für die Zukunft (tempus futurum). Es kann deren jedoch auch mehre haben, weil diese Zeiten verschieden näher bestimmt zu werden vermögen und etwas Vergangenes z.B. als längst vergangen, soeben vergehend oder vor einem andern vergehend denkbar ist. Die allgemeinste Bedeutung von allen Zeitwörtern hat »sein«, weil es sich auf alles in der Zeit Vorhandene bezieht, und daher wird es auch in den meisten Sprachen bei der Conjugation anderer Zeitwörter als Aushülfe benutzt, wovon es den Namen Hülfszeitwort hat. In deutschen und auch in andern Sprachen gilt Dasselbe von »werden«, was nur eine Form des Seins anzeigt, und von »haben«, welches die Verbindung eines Seins mit dem andern aussagt. Insofern ein Zeitwort einen thätigen, mit Einfluß auf einen andern handelnden Zustand von etwas aussagt, heißt es Activum, wie schlagen, lehren, waschen, bezeichnet es dagegen einen Zustand, bei welchem das Subject sich leidend verhält, wie »er wird bestraft«, so heißt es Passivum; gibt es eine auf sich selbst gerichtete Thätigkeit des Subjects an, wie »sich schminken, sich barbiren«, Reflexivum, alle drei aber sind transitive Zeitwörter, d.i. solche, welche eine auf einen Gegenstand sich beziehende, gleichsam auf ihn übergehende Thätigkeit anzeigen. Intransitive Zeitwörter sind dagegen die, welche zwar eine Thätigkeit des Subjects ausdrücken, die jedoch nicht unmittelbar gegen sich oder einen andern Gegenstand gerichtet ist, wie stehen und gehen. Dazu kommt noch das Neutrum, welches das Subject als in Ruhe sich befindend, oder nur Eigenschaften und Zustände davon angibt, wie »er kränkelt, sie ist bleich, wir haben geschlafen«. Außer der schon erwähnten Beziehung auf die Zeit, gibt es noch vier allgemeine Arten (modi), wie die Aussage eines Zeitwortes dargestellt werden kann, nämlich: 1) ganz einfach als Behauptung, bejaht oder verneint, was im Indicativ (modus indicativus) geschieht; 2) bedingungsweise, in der Vorstellung, in Ungewißheit durch den Conjunctiv (modus conjunctivus oder subjunctivus); 3) in gebietender, befehlender Form im Imperativ (modus imperativus); 4) ganz unbestimmt ohne Rücksicht auf Zeit und Person im Infinitiv (modus infinitivus). Zu diesen Modis kann noch das Particip (s.d.) gerechnet werden. Die Veränderung der Zeitwörter nach Modus, Zeitfällen oder Formen (tempus) und Personen nennt man conjugiren, die verschiedenen grammatischen Formen jener Abwandlungen aber in einer Sprache bilden die Conjugationen. Zeitwörter, welche in ihrer Abwandlung von den allgemeinen Formen abweichen, heißen unregelmäßige, und wenn ihnen einzelne Theile mangeln, die am regelmäßigen vorhanden sind, Defectiva.