[555] Röntgenstrahlen oder X-Strahlen, von Wilh. Konrad Röntgen (s.d.) entdeckte Strahlen, die von den durch die Kathodenstrahlen (s.d.) zur Fluoreszenz gebrachten Stellen der Glaswand des Entladungsrohrs ausgehen, dicke Schichten von sonst undurchsichtigen Stoffen durchdringen und, für das Auge unsichtbar, photochem. und Fluoreszenzwirkungen ausüben. Die R. breiten sich, wie die Lichtstrahlen, geradlinig im Raume aus und geben auf fluoreszierenden Flächen, sowie auf der photogr. Platte scharfe Schattenbilder der von ihnen mehr oder weniger durchdrungenen Schichten, z.B. von einer menschlichen Hand hellere Schatten der Fleischteile und darin die dunklern Schatten der Knochen [Tafel: Elektrizität I, 13; II, 11]. Sie werden nicht gebrochen und vom Magneten nicht abgelenkt, entladen geladene Leiter und machen Gase elektrisch leitend. Sie sind wahrscheinlich Ätherstrahlen von äußerst kleiner Wellenlänge. Da sie die Durchleuchtung und photogr. Aufnahme des für das Auge Unsichtbaren ermöglichen, sind sie für viele praktische Zwecke, namentlich für diagnostische in der Medizin [Tafel: Moderne Heilverfahren I, 2], sehr wichtig geworden. Zum Nachweis von R. in hellen Räumen dient das Kryptoskop (s.d.).