Conservatorium

[471] Conservatorium nennt man eine Anstalt zu zweckmäßiger [471] Bildung der Musik. Das Vaterland solcher Institute ist Italien, und es verdankt demselben, was die Verbreitung eines schönen Gesanges betrifft, sehr viel. Viele solche Musikschulen entstanden aus reichen Schenkungen und Vermächtnissen, andere, z. B. das zu Mailand, wurden auf öffentliche Kosten gegründet. Sehr berühmt waren früher die 3 Conservatorien in Neapel, doch sind sie neuerlich bedeutend gesunken, eben so die 4 in Venedig, die gegenwärtig noch zu den besten gehören. Nach diesen italienischen Vorbildern legte man 1784 in Paris eine Musikschule an, die 1795 den Namen Conservatoire erhielt und für 600 Schüler ausgedehnt ward; der Ruhm dieser Anstalt hat sich erhalten, sie ist unzweifelhaft die erste der Art in Europa. In Deutschland gab es dergleichen lange nicht, dafür leisteten die Singechöre an den Schulen Ausgezeichnetes. Der Leipziger Thomanerchor, dem eine Reihe berühmter Cantoren vorstand, behauptet seinen ehrenvollen Ruf bis auf den heutigen Tag. Unter den Singakademien that sich die Berliner vor allen hervor. Eigentliche Conservatorien haben sich in Wien und Prag gebildet; beiden gebührt das größte Lob, und sie dürfen sich sowohl im Gesange als in der Instrumentalmusik mit dem Pariser messen. Die Sonntag, die Grünbaum, Kalliwoda und viele andere große Namen fanden hier ihre Ausbildung.

T.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 2. Leipzig 1834, S. 471-472.
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