Eldorado

[311] Eldorado. Nachdem die fernen Goldländer, Mexico und Peru eine Beute der Spanier geworden waren, erzählten die von [311] dieser Eroberung Heimkehrenden die wunderlichsten Sagen von den dort aufgehäuften Reichthümern, und die Silberflotten Spaniens gaben diesen Berichten einen Grad von Wahrscheinlichkeit. Namentlich machte es sich Franz Orellano, ein Begleiter des wilden Pizarro, zur Aufgabe, diesen Glauben zu verbreiten. Mit prunkender Beredsamkeit schilderte er das Dasein eines unermeßlich reichen Landes, wo die kostbarsten Metalle und Edelsteine gleich den Feldsteinen bei uns zu Tage lägen. Wollte er ein Mährchen erzählen, oder hatte er sich selbst getäuscht, genug der Glaube daran erhielt sich bis zum Beginn des verflossenen Jahrhunderts. Allem Vermuthen nach haben die Ufer des Sees Pariana in Südamerika, welche aus Kalkstein bestehen, der im Sonnenlichte wie Gold und Silber schimmern soll, hierzu die Veranlassung gegeben. Die Idee ward endlich zum Eigenthum der Dichter, und Voltaire in seinem Candide schildert das Eldorado mit den glänzendsten Farben.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 311-312.
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