Gleichniß

[443] Gleichniß, ist die Veranschaulichung eines Gegenstandes oder Gedankens durch ein ihm entsprechendes Bild. Das Gleichniß ist eine von den gebräuchlichsten Redefiguren und dient als Haupthilfsmittel, dem Stile Sinnlichkeit und Mannichfaltigkeit zu geben. Was bloß Sache des Verstandes sein würde, macht es zu einem Objekt des Gefühls und der Einbildungskraft. Von der Metapher unterscheidet es sich dadurch, daß es nicht wie diese das Gegenbild an die Stelle des Hauptbildes setzt, sondern es bloß neben dasselbe stellt. Wenn z. B. die Jugend unter dem Gegenbilde des Maies vorgestellt wird, so sagt die Metapher: »der Mai der Jugend,« und setzt somit das Gegenbild an den Platz des Hauptbildes; das Gleichniß dagegen würde sich anders wenden und etwa sagen: »die Jugend ist heiter, wie der Mai.«

E. O.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 443.
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