Hanke, Henriette Wilhelmine

[162] Hanke, Henriette Wilhelmine, geborne Arndt, eine der fruchtbarsten und beliebtesten Romanschriftstellerinnen Deutschlands, namentlich in Darstellungen des Familienlebensausgezeichnet, ist die Tochter eines Kaufmanns zu Jauer und am 24. Juni 1735 daselbst geboren. Frühzeitig schon entwickelte sich in ihr ein seltenes[162] Erzählungstalent, das durch Wißbegierde und eine reiche, bunte Einbildungskraft genährt und unterstützt ward. Unglücklichen Ereignissen der nächsten Zeit, die ihr Innerstes erschütterten und im Gemüth eine trübe Ruhe und schmerzliche Ergebung zurückließen, war es vorbehalten, die schwer Geprüfte ganz auf sich selbst, auf den Trost ihres Herzens, auf den Balsam der Dichtung zu verweisen. So welkte ihre Jugend und selbst spätere Jahre brachten ihr den Frieden nicht, der, wenn auch spät, doch auf jeden Sturm folgt. 1814 reichte sie dem verwitweten Pfarrer Hanke zu Dyherrnfurth an der Oder, der seinen verwaisten Kindern in ihr eine Mutter geben wollte, ihre Hand, allein der Tod des vielseitig gebildeten, würdigen Mannes, trennte bald die kurze, glückliche Ehe. Die Witwe Hanke begab sich nach Jauer zurück und lebt dort noch jetzt einzig ihrer schriftstellerischen Thätigkeit, welche von der gesammten Lesewelt mit ungetheiltem Beifalle belohnt wird. In dem Kreise des Familienlebens, auf dem Felde des lehrreichen Romans bewegt sie sich mit entschiedenem Glück. Von ihren Schriften, die sich sämmtlich in den Händen des gebildeten Deutschlands befinden, dürften ihre jüngsten Romane »die Schwiegermutter,« »Vergeltungen,« »die Schwester,« »die Schwägerinnen« als vorzüglich zu erwähnen sein.

R.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 162-163.
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