Köchin

[169] Köchin, diejenige weibliche Dienerin, welcher in den Häusern des Mittelstandes die Bereitung des Mahles übertragen ist Sie muss jederzeit verstehen, die sogenannte Hausmannkost schmackhaft zuzurichten, und wird nach dem höhern oder niedern Grade ihrer Kenntniß im Küchendepartement gelohnt. Seitdem es, vorzüglich in Deutschland, selbst in bedeutenden Häusern, Sitte geworden, die kostspieligen, preienslosen Köche durch weibliche Dienerinnen zu ersetzen, ist es in größern Städten gewöhnlich, daß fähige Mädchen bei geschickten Köchen, die eine eigene Speisewirthschaft halten, förmlich in die Lehre gehen und dann sehr taugliche Subjecte zur Leitung großer Küchen abgeben. Die Wiener Köchinnen sind die berühmtesten. In den südlichen Ländern nimmt das weibliche Geschlecht wenig Theil an der Besorgung des Tisches, und da dort das Essen überhaupt keine solche bedeutende Angelegenheit ist, wie in weniger warmen Gegenden, so kann der Hausherr leicht, wie so oft geschieht, in Ermangelung eines Dieners, das dürftige Mahl bereiten, während seine Dame dem süßen Nichtsthun hingegeben, ruht. Von Köchinnen ist in Italien, Spanien, Portugal[169] und den Morgenländern nie die Rede, und die Sklavinnen der orientalischen Frauen theilen mit diesen nur die Sorge für Confituren und den beliebten Scherbet.

F.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 6. [o.O.] 1836, S. 169-170.
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