Morgengebet

[291] Morgengebet. Unausgesetzt muß der Mensch seine Abhängigkeit von einem höheren Wesen anerkennen, und der gefühlvolle Fromme wird sie auch nie aus den Augen verlieren. Darum steigt, wenn er am Morgen verjüngt erwacht, sein Dankgebet auf zu dem Throne des Ewigen, der mit väterlicher Liebe über ihn wachte, als er sanft schlummerte; der mit liebender Hand jegliches Unglück von seinem Ruhelager fern hielt, und neues Leben, neue Kraft, neuen Muth durch den erquickenden Schlaf über sein ganzes Wesen ausgoß. Die Nacht hat nun ihre Schattenvorhänge hinweggenommen, – der Tag, der junge, neue Tag ist da. Der Mensch fühlt seinem Gott sich wieder nah, – er fühlt sich gerufen zum Dank, – er betet. Doch er bedarf auch für den neuerstandenen Tag den Schutz und die Hilfe des Höchsten. Auch deßhalb blickt er mit einem frommen Worte, mit einem frommen Gedanken empor. Seine ersten Empfindungen am Morgen sind also auch zugleich Zeugen kindlichen Vertrauens. Vergl. Abendgebet.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 291.
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