[324] Musikfeste. Ihr Ideal ist, eine größtmögliche Zahl von Instrumentalisten und Sängern, worunter die ersten Virtuosen der Gegenwart, zur Aufführung von Meisterwerken zu vereinigen, durch solche höchste Kunstdarstellungen den Geschmack und die Musiktheilnahme des Volkes zu fördern und zugleich eine geistige und erregende Verbindung unter den Künstlern zu schaffen. Hinter diesem Ideal bleibt freilich die Wirklichkeit oft weit zurück. Steigert sich auch die Theilnahme des Publikums an diesen schon in[324] numerischer Beziehung großartigen Aufführungen, so ist auf der andern Seite nicht zu läugnen, daß die Kürze der Zeit oft ein sorgfältiges Einstudiren unmöglich macht, daß sich unter der Zahl der zusammenberufenen Musiker eine Menge untergeordneter, der höhern Weihe entbehrender Subjekte befindet, und daß eben darum eine geistige Vereinbarung der ersten Tonkünstler nicht erzielt wird, und daß es selten gelingt, auch in der That die ersten musikalischen Kräfte zu vereinigen. Nicht selten wird durch fehlerhafte Auswahl statt eines grandiosen Genusses Uebersättigung und Abstumpfung herbeigeführt. Anerkannt muß jedoch werden, daß nur durch die Musikfeste unsere großartigsten Meisterwerke auch dem größern Publikum zugänglich geworden sind. Die Idee und erste Verwirklichung der M.-F. dankt man dem Cantor Bischof in Hildesheim; darnach entstanden Elb-, Rheinische- und andere Musikfeste. Männer, wie Schneider, Spontini, Ries, Mendelssohn stellten sich an deren Spitze und verschiedene Städte rivalisirten um die Ehre, ein Musikfest in ihren Mauern zu feiern. Seitdem wiederholten sich diese Aufführungen alljährlich; die Letzten (von 1836) sind jene von Düsseldorf (unter Mendelssohn) und Braunschweig (Fr. Schneider).
k.