[496] Ofterdingen, Heinrich von, nimmt unter den Minnesängern des 12. und 13. Jahrhunderts einen ehrenvollen Platz ein. Aufgewachsen an dem Hofe Herzogs Leopold VII. von Oestreich,[496] besang er überall das Lob seines Herrn und erhob denselben über alle Fürsten. Damals herrschte auf der Wartburg bei Eisenach Landgraf Hermann von Thüringen. Mehrere Sänger, unter diesen namentlich Wolfram von Eschenbach, priesen das Lob dieses Fürsten, und so kam es denn zu jenem edlen Wettstreite, der unter dem Kriege auf der Wartburg bekannt ist. Es versammelten sich nämlich im Jahre 1407 auf der Wartburg alle die Sänger, welche an dem Kampfe Theil nehmen wollten, und man kam überein, daß der Besiegte aufgehenkt werden sollte. Wolfram begann den Gesang, ihm folgte Ofterdingen, das Lob Leopolds singend, und schon neigte sich ihm der Sieg zu, da trat die schöne Landgräfin Sophie herein, und ihr Anblick verwirrte den Sieger so, daß er verstummte. Er ward für überwunden erklärt, flüchtete aber zu den Füßen der schönen Frau und fand dort Schutz. Sie bestimmte, daß der Kampf im nächsten Jahre von Neuem beginnen solle, und hier war es, wo O. den Sieg davon trug, da ihn die Nähe der Landgräfin noch mehr begeisterte. Diesen Wettgesang besitzen wir noch, auch wird O. mit zu den Verfassern des Heldenbuchs gezählt. Novalis hat den Dichter in einem Romane gleiches Namens gefeiert.
B.