[148] Schürzen, trägt man eigentlich, um das Kleid zu schützen, doch gelten sie jetzt unter den höheren Ständen meist als Modeartikel. Ihre Kleidsamkeit ist durchgängig anerkannt und ihr die Gunst zuzuschreiben, welcher sich die Schürze beim weiblichen Geschlechte stets erfreute. In der Zwischenzeit von dem feierlichen Kostüm der Urältermütter bis zur Gegenwart gehörten während langer Jahre die weiten, tief herabhängenden, tüchtig gestärkten Schürzen zum vollständigen bürgerlichen und häuslichen Anzuge. Jetzt tragen nur Bäuerinnen noch dergleichen, und die einfachere, lange Schürze ist in's Bereich des Dienstpersonales übergegangen. Veranlassung zu der einst Tändelschürzchen geheißenen Gattung in Flor und Spitzen war wohl das Theater und die Schäferspiele. Die Frauen Tyrol's und die Schweizerinnen boten die Modells zu unseren jetzt beliebten kleinen, doch keineswegs phantastischen Schürzen. Man verwendet zu ihnen ordinäre Stoffe und köstliche Seidenzeuge, je nach Vermögen und Bestimmung. Eine vorzüglich theuere Modelaune ist es, schwere, seidene Bänder so zu kreuzen, daß sie zum Schürzchen prächtige, schottische Würfel geben. Stickereien in Plattseide, Franzen, Falbeln und Bänder wechseln als Bordüre, und selbst die Täschchen, die man bald inwendig, bald außen, en portefeuille, Korb oder Fächer anbringt, sind öfterer Veränderung unterworfen. Ein artiger Einfall der eleganten Pariserinnen ist es, die drei kleinen Blätter, aus denen das Schürzchen besteht, nicht zusammen nähen, sondern durch Bandschalen aneinander heften zu lassen. Lange Schleifen unterhalb der Taschen correspondiren damit; die Falbel hält mitunter ein Schneppengürtel.
F.