[188] Travestie, eine Schwester der Parodie (s. d.), eine Art des scherzhaften Gedichtes, welches die Hauptgedanken eines ernsten Gedichts durch Einwebung von allerhand lachenerregenden Drapperien gleichsam in ein komisches umkleidet (travestirt), die Sitten älterer und neuerer Zeiten neckisch nebeneinander stellt, allerlei Zufälligkeiten darin ändert und so durch seine gehäuften Contraste mit den Hauptgedanken des ernsten Gedichtes überrascht und Heiterkeit erregt. Die T. ist ein ziemlich barokk gekleidetes Mädchen, welches einmal tragische Schauspielerin werden wollte, aber statt[188] dessen als Seiltänzerin und Figurantin auf einem Thespiswagen herumzieht, als tragische Heldin im Volksjargon agirt und die eigenen Erlebnisse ihrer kleinen Gegenwart burlesk hineinwebt. Poetische Caricaturen, ermangeln die T'n natürlich eines wahren ästhetischen Kunstwerthes und sind nur als zwergfellerschütternde Nieswurzgaben zu betrachten. Die wichtigsten derselben sind die des französischen Dichters Scarron, und unter den deutschen Blumauer's Aeneide des Virgilius.
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